Jagdunfall

Jagdunfall

Hallo Lutz,

nachdem ich wieder ewig in Deinen Seiten geschmökert habe, möchte ich dich heute nicht mit meiner Qualitätsnürgelei langweilen, vielmehr einen sinnvollen Beitrag bringen, der auch anderen helfen kann, Unfälle mit Waffen zu vermeiden - vielleicht hast du ja einen Platz dafür.

LM: Ja!

Es war an einem ganz passablen Abend im Dezember 2008 gewesen, als ein Jagdfreund mich anrief und wir beschlossen, uns in meinem Revier im Osterzgebirge auf Sauen anzusetzen. Gesagt - getan, holte er mich mit seinem dunkelgrünen Jimny ab und wir fuhren bei ¾-Mond über die Dörfer Richtung Revier. Wir haben beide eine BBF95, er in 8x57 mit TM und ich Dein MJG in der 6,5x65R. Je näher wir am Ziel waren, desto größer wurde die Erwartungshaltung und ein flaues Gefühl, dem man sich einfach nur hingeben wollte, machte sich im Magen breit. Schließlich hatte ich angekirrt und war deshalb guter Hoffnung, bei einem von uns könnte es klappen.

Im Revier angekommen, zogen Wolken und Wind auf. Noch ehe wir uns beratschlagen konnten, wer wo sitze, entschieden wir uns, bei diesem Mistwetter gemeinsam in den Jagdwagen nahe der Kirrung zu gehen, um zu klönen, da wir uns länger nicht gesehen hatten.

Nun lungerten wir schon ~ drei Stunden herum und sahen dauernd zu der großen Linde, an der meine Kirre war. Der Wind hat sich in der Zwischenzeit derart verstärkt, getrost von einem Sturm sprechen zu können. Plötzlich bewegte sich ein schwarzer, kleiner Leib von rechts auf den Baum zu. Schnell das 8x56 an die Augen. So schnürte Meister Reinecke zum Kirrplatz, der wohl u. U. einen Mäusebraten versprach. Mein Kumpel wurde total nervös - die Jungjäger wieder - und etwas erschrocken von seiner schnellen Handlungsbereitschaft, fragte ich ihn:

„Hier..., du weeßt, daß is meine Knarre, oder?“. Irgendwie war er so verpeilt, daß er vor Aufregung meine Waffe in den Anschlag nehmen wollte, um dann selbst etwas erschrocken zu sagen:

„Ach, nu. Daß hätt´ ich schon gemerkt, wenn ich durch's Zielfernrohr geguckt hätte, aber beim Fuchs mußte schnell sein.“ Indessen war Meister Reinecke noch beschäftigt und ließ mir die Zeit, das Klappfenster zu öffnen und meinem Kumpel, nachdem mir meine Waffe übergeben hatte, die ich dann wieder in die Ecke stellte die Zeit, dessen eigene Waffe in den Anschlag zu nehmen.

Ich meinte leise: „Wehe du knallst daneben!“ Eigentlich war es mir nicht recht, daß er auf einen Fuchs schieße, da ich doch letzte Woche auch Rotwild abgefährtet hatte, und das sich vielleicht in unserer Nähe befunden möge. Er knallte mächtig. Das Füchslein lag wie vom Blitz getroffen auf der Seite und regte sich nicht mehr. Guter Schuß. Lockere 50 Meter waren es bis zum Anschuß. Wir beschlossen, dicht zu machen und nach Hause zu gehen. Also schulterten wir Waffen und Ausrüstung, klarten den Wagen und gingen zum Anschuß. Er eröffnete mir, er habe die Gewohnheitt, all seine Abschüsse abzulichten. So sagte ich ihm: „Gut. Dann geh´ ich noch ma' oben zur Weihnachtsbaumdickung gucken und hol´ dich gleich wieder ab.“ Als ich wiederkam, blitzte es immer noch. Ich fragte ihn, wohl zu Recht, „Sach ma', wie viele Bilder willst'en no machen?“ Nun ja, er wollte halt jede Seite seiner Beute von allen Richtungen drauf haben - von mir aus.

Wir machten uns auf den Weg zum Wagen, der an einer, in meinem Revier befindlichen Windkraftanlage geparkt war.

LM: Ätzend!

Es stürmte immer noch derart, daß es unter dem Windrad geradezu lebensgefährlich zu sein schien. Am Fahrzeug angekommen, stellte ich mich in den Windschatten, kippte meine Läufe ab und traute meinem Gehör nicht:

Die Waffe entspannte sich beim Aufklappen.

Die ganze Zeit, gut eineinhalb Stunden, den ganzen Weg entlang, all die Bewegungsabläufe beim kurzen Aufräumen des Wagens usw. war die Waffe in einem äußerst gefährlicher Zustand, den keiner von uns beiden erahnt hätte; und das bei einem Abzugsgewicht von gerade mal 350g.

Jedem Waffenführenden ist wohl klar, was mir jetzt durch den Kopf ging. Aber ich hätte wohl auch eine Mitschuld gehabt, wenn etwas Schreckliches geschehen wäre, da ich die Waffe hätte prüfen müssen - Und das wohl bei gut . . .

LM: 6,5x65 R MJG dringt aufgesetzt 69 cm durch!

50 (?) Zentimeter Tiefenarbeit des 6,5 mm MJG, die es wohl bei uns eher dürren Hanseln eh´ nicht gegeben hätte „Wirkung ist gewährleistet“.

Weidmannsheil und immer ein Sicherheitsbewußtsein, an daß man gar nicht hindenkt.

Andreas Z., 10. März 2009

P. s. Wenn gewünscht, reiche ich ein Bild des Fuchses nach. Meinen Jagdfreund habe ich schon schon angespitzt.

LM: Ich bitte um weitere Geschichten und Erlebnisse zu (beinahe) Jagdunfällen an Lutz Möller