Punkalaidun<a href="/Jagd/"> Jagd </a>auf Weißwedlhirsch in Finnland

Punkalaidun

1999

Kiefern-und Fichtenwald wechseln sich auf den flachen Höhen mit Feldern in den Flußniederungen ab. Felder decken den kleinere Teil der Landschaft. Die Gehöfte stehen einzeln verteilt, mehrheitlich in den Niederungen. Elch, Weißwedelhirsch, Schneehase, Auerhahn und Birkhuhn sind häufiges Standwild. Luchse und Ren finden sich gelegentlich. Reh oder Sauen kommen nicht vor

Die Elche sind seit verändertem Waldbau in den 60ern zahlreicher geworden. 1934 wurden aus Nordamerika ein Weißwedelhirsch (WWH) mit drei Tieren ausgesetzt. Seitdem breiteten sich die Hirsche in Südwestfinnland aus. Die WWH sind ähnlich Damhirschen groß, leben gesellig, schieben geringe Geweihe bis zu acht Enden. Kälber wiegen 20 kg, Jährlinge 40 kg und selten ausgewachsen Hirsche bis 80 kg.

9.000 ha werden in Punkalaidun von 100 Jägern gemeinsam bejagt. Davon jagen etwa 40 auf Hirsch und Elch, die anderen eher Hühner oder bleiben still. Jährlich werden, meist im Herbst oder Winter 140 oder mehr WWH gestreckt. Die Jagdgenossen unterhalten ein gemeinsames Heim mit Küche, ein Gästehaus mit 7 Schlafplätzen und ein Schlachthaus. Die Beute geht auf gemeinsame Rechnung, sprich alle Beute wird geteilt. Das deutsche „kleine Jägerrecht“ Herz und Leber werden mit den Leibern abgeliefert, um vom Tierarzt beschaut zu werden.

Die Jagdgenossen unterhalten im Winter auf den stillen Feldern viele Fütterungen mit Roggen, Kartoffeln, Karotten, Roter Beete oder allem sonst geeigneten Kraft und Saftfutter. Die Hirsche treten ab der Dämmerung aus den Wäldern zu den Fütterungen. Dort stehen in meist kurzer Entfernung kleine Kanzeln, die wärmeisoliert sind und einen Gasbrenner aufweisen. Die Schießluken sind klein, mit Vorhängen zu verhängen. Mitte November 1999 waren zwischen Sonnenuntergang gegen 15:30 und 8 Uhr minus 5 bis minus 17°C.

Gewöhnlich treten zuerst einzelne Kälber, dann Tiere mit Kälbern, und später ältere Stücke aus.

Trägerschuß

Als sich das erste Mal zu eine einsamen Kanzel an einer Fütterung (Gerstenfaß und Karottenschütte) auf einer Schlagfläche gefahren wurde, sprang, als wir aus dem Wagen steigen, ein Stück, weiß wedelnd ab. Kaum 20 Minuten später kam aus großer Entfernung, den Waldrand nutzend, ein einzelnes Stück zu mir in Richtung Fütterung und nahegelegener Kanzel. Was war es? Tier? Kalb? Hirsch. Als ich es gut noch im letzten Sonnenlicht vor mir hatte, entschloß ich mich es für eine Kalb oder Schmaltier zu halten. Die 6g TMS aus der 6,5x68 ist mit 1.150 m/s für 50m eigentlich unangebracht. Jedenfalls sackte das Stück mit Trägerschuß ohne weiteres Mucken im Knall in sich zusammen. Schon tot, schlegelte es noch. Ich zerrte meine 20 kg Beute, ein einzelnes weibliches Kalb, bald zum Weg, brach es dort nach deutsche Art auf und setzte mich wieder an.

Auf den Stich

Eine Stunde später um 16:30, fast dunkel, kamen von rechts aus dem Wald über die Blutspur zwei weitere, größere Stücke. Sie waren unruhig, zogen bald nach links weiter in den beginnen Fichten- und Birkenjungwuchs. Was nun? Ich hielt die beiden für Tier und Kalb. Entweder schoß ich schnell, oder verlöre die beiden aus dem Blickfeld im den Aufwuchs. Der Mond war noch hinter den Bäumen verdeckt; die Sonne schon lange weg. Ein braunes Stück vor grünem Hintergrund ist schlecht auszumachen. Schon in die Fichten eingetaucht verhofft das eine Stück, wendet sich zu mir und sieht mich aus etwa 80 – 100 m an. Für einen Trägerschuß zu unsicher. Ich ziele auf den Stich, lasse fliegen. Bumm! Das Stück ist weg. Nach 10 Min suche ich nach, aber finde in der Dunkelheit in dem auf und ab des Schlages tiefen Kuhlen und mit Jungwuchs nichts. Ich telefoniere um einen Hund. Mein Führer erscheint. Er bringt seinen Sohn und eine Taschelampe, aber keinen Hund mit. Wir suchen. immer größer werden die Kreise. Kein Blutstropfen erkenne ich. Wir drei verteilen uns. Ich fasse die Sache nicht. Das Stück muß doch liegen? Ich habe doch getroffen! Oder etwa doch nicht. „Hey!“, ruft mein Führer. Er hat das Stück! 50 m weit vom Anschuß liegt es. Ein 40 Kg Spießer! Der Einschuß ist etwa 5 cm zu weit rechts in den Brustkorb eingedrungen. Kein Ausschuß. Zwerchfell unverletzt. Ich breche das Stück auf, werde hingewiesen beim Stich zu beginnen.

Der Vorteil einer schnellen, leichten, weichen Kugel ist die Möglichkeit solch einen Stichschuß anzubringen, ohne das Zwerchfell oder das achtere Gescheide zu verletzen. Später erzählt ein Jagdgenosse die Geschichte wie er mal in Schweden mit einer 45-70 Gov, (man sah nach Elchen) ein Reh auf den Stich schoß. Das Stück ist bis zu den Keulen fast geplatzt. Es gab ein Riesensauerei.

Diesen Abend erlegen wir 7 Gäste zusammen 9 Hirsche.

Die Tage vergehen mit Stöber- und Treibjagden. Im meist lockeren Wald wird großräumig mit wenig Treibern getrieben. Nur ein Hund, ein junger Dackel, ist mit. Der trägt eine rote Weste und einen Sender. Alle Jäger und Treiber tragen ebenfalls rote Westen. Sie verständigen sich durch Rundfunk. An jeder Weste ist vorn eine Tasche, in der die Geräte stecken. Im Ohr ist ein Kopfhörer.

Zwei Tage Treiben je vor und nachmittags ergeben kein Stück Beute. Wenig Anblick. Den besten Anblick hatte ein älterer örtlicher Jäger, der, als es ihm zu kalt wurde, seine Büchse in den Kofferraum legte und sich selbst ans Steuer setzte. Die drei getriebene Hirsche kamen auf der Straße im hellen Sonnenschein bis auf 15 m an ihn heran – allerdings ohne je beschossen zu werden!

Gelegentlich drücken sich die Getriebenen in einer kleinen Dickung. Dort stecken sie dann fest, werden mangels Druck auch nicht hoch.

Die Luft ist zwischen minus 5 und minus 10 kalt. Mittags wird Birkenfeuer entzündet. In den Flammen werden Makara = Bockwürste gegrillt. Man trinkt Limonade oder dünnes Bier.

Da auf den Feldern Schnee liegt, kam man dort auch ohne Mond nachts gut sehen. Das einzelne Stück zu erkennen ist kaum möglich, wird in Punkalaidun auch nicht so wichtig genommen. Um die mickrigen Trophäen der Jährlinge kümmert sich kein Mensch. Hier wird landwirtschaftlich gefüttert und geerntet. Fleischertrag zählt! Strecke zu legen oder Wild zu verblasen ist unbekannt. Statt de Hornes überbrücken Funk und Händi die Ferne. Man schieß irgend ein Gewehr mit irgendwelcher Jagdmunition auf kurze Entfernung. Kopf und Trägerschuß werden bevorzugt; sie schonen das Wildpret.

Die Stücke nicht vor Ort aufzubrechen, sondern gemeinsam im Schlachthaus zu schlachten, ist die örtliche Sitte. Im Schlachthaus arbeiten mehrere Genossen an einem Stück. Das Schloß im Becken läßt man unangetastet. Also wird dort auch kein Muskelfleisch zerschnitten oder verschmutzt. Man zieht von dem hängenden (Haken, Seil, Motorwinde) aufgebrochenen Stück das Gescheide heraus. Dann nimmt man innen den Darm vor dem After zwischen zwei Finger, zieht ihn leer, schneidet den After frei und zieht dann den Rest heraus.

Nach dem Abendansitz wird geschlachtet, dann gemeinsam gegessen. Die Sauna wärmt uns dann wieder auf. In der Sauna wird Bier getrunken. So wird man weich und schwer, um gut zu schlafen.

Einen Abends sitze ich an einer Scheune vor einem gerade im Herbst noch aufgeschossenen Roggenfeld an. Dort traten in der Dämmerung oft so 10 bis zwölf Stück aus. Das Größte will ich schießen. Eine beheizte Kanzel gibt es allerdings nicht. Ein Ansitzsack ohne Arme mit Muff aus 3 cm dickem Kunstfaserfell, der sich hinten bis zum Nacken hochrankt und mittel Hosenträgern fest sitz, hilft mir sehr auch bei –17°C draußen zu sitzen, kostet 300 DM. Da mir allerdings, auf dem aufblasbaren Kissen im Schnee an eine Birke gelehnt, bald der Hintern weh tut, verhole ich nach einer Stunde und setze mich gegenüber vor einem Sommerhaus auf eine Bank.

Tier und Kalb treten 80 m fern aus dem Wald auf den Roggen aus. Auch ohne Sonne oder Mond habe ich auf dem weißen Schnee beste Sicht. Kleinste Geräusche lassen das Wild sofort sichern und lauschen. Aber die Kleinen will ich laufen lassen. Es kommen ja noch größere. Äsend zeiht das Wild dwars weiter. Und wenn keine größeren mehr kommen sollten? Also Waffe angebackt und Ziel gefaßt. Mein Herz wallt mir heißes Blut in die Adern. Jagdfieber! Leider wallt mir auch ein Atemhauch auf das Okular! Ich sehe nur mehr eine braune Suppe mit dunklem Schatten. Ein sichere Schuß ist auf die knapp 100 m so nicht mehr drin. Bevor ich das Okular säubern kann, sind die beiden fort. Jeden Winter das selbe! Im Sommer denke ich nicht an den Atem und im Winter falle ich auf den dummen Fehler herein. Nur einmal je Winter!

Wirkung gewürdigt

Meist werden 6,5 x 55SE oder .308" Win oder .30-06 geschossen. Svante schießt .300" Win. Mag. mit 9,7 g TMS zu 1.050 m/s.

Den letzten Abend wechsele ich von 6 g TMS zu 8 g RWS Kegelspitz. Das Geschoß ist nur etwa 1.000 m/s schnell. Ich schieße auf kurze Entfernung einen Jährling spitz von vorn zwischen Stich und Blatt. Das 40 kg Stück bricht im Knall zusammen. Das 8g KS gibt nach wohl 40 cm Weg durch die Kammer etwa 2 cm Ausschuß. Sehr befriedigend! Die härtere schwere Kugel besitzt im Vergleich zur leichteren schnelleren weicheren 6 g (gleich ob VM (siehe deutschen 148 kg Rothirsch) oder TMS, erheblich mehr Durchschlagskraft, ohne dabei an Wirkung einzubüßen. Ein weiterer 40 kg Jährling spitz hinter dem Blatt auf die Kammer geschossen flüchten noch 20 m; für die 8 g KS eine sehr befriedigende Wirkung.

Alle von Svante mit der 1.050 m 9,7g 7,6 mm beschossenen Stücke lagen ebenfalls im Knall oder flüchteten nur wenige Meter.

Lediglich die von der 6,5 mm 10,1 g mit 800 m/s langsamere TMS breit auf die Kammer geschossenen Stücke flüchteten etwa 120 m und waren bei der nach 5 m immer noch nicht im Wundbett verendet, obwohl sogar das Herz außen angeritzt war. Und das obwohl die Kugel satt aus der Kammerschoß. Seltsam!

Bei den insgesamt 17 geschossenen Hirschen die alle zwischen 20 und 50 kg lagen bewährten sich die leichten schnellen Geschosse mit kurzen Fluchtstrecken, vor deren langsamen schweren Ausführungen. 800 m/s sind für eine wirkungsvollen Kammerschuß zu wenig. Min eindruck ist so ab 900 m/s kommt man dem Ideal nahe.

Ortssitte

Die Finnen schießen, wie gesagt, irgend ein Gewehr mit irgend einer Munition. Allerdings wird auf Kopf oder Träger geschossen. Dann ist es gleich womit geschossen wird. Die Stücke liegen immer im Knall. Den an den –Hinterläufen hängenden Stücken müssen dann allerdings bald die Adern geöffnet werden, um sie ausbluten zu lassen. Wird wie in Deutschland üblich die Kammer beschossen, braucht ja nicht mehr geschächtet zu werden.

Das letzte Stück diese Jagd, wurde von einem örtlichen Jäger entdeckt, als der aus seinem Wohnzimmerfenster ein großes Tier an seinen Apfelbäumen sah. Keine Frage: Das Gewehr hing eh am Kleiderhaken, also Fenster auf und Schluß mit der Räuberei. Bumm!. Rauf auf den Frontlader und ab ins Schlachthaus!

Ich gewann den Eindruck, die Finnen können auch ohne das ganze erhabene deutsche Getue um Brauchtum und Waidgerechtigkeit ihr Wild gut und nachhaltig nutzen. Spaß und Geselligkeit runden die Jagd dort ab.

Bärmettwurst und Renschinken schmecken dort gut!

Winter 2000

Dies Jahr kam die 6 mm mit. Die Heym SR20N schoß damit gut. Bei Kammertreffern wirkte die immer zuverlässig. Nur einmal brachte sie mich mit den 6,5g Norma TMS in Verlegenheit, obwohl sie sich vorher schon an ähnlich großem Damwild bewährte (na, etwas geringer). Kurz vor der Dämmerung saß ich etwa 80 m gegenüber der harten Waldkante an einer Äsungsfläche. Quer zu mir kam vor dem Wald ein kapitaler Hirsch, wie man ihn in Finnland nur selten schießet. Also dachte ich mir den nach Landessite mit Trägerschuß zu holen. Das Licht ging noch einigermaßen. Das Schmidt&;Bender 3-12x50/4 ZF reichte dicke hin. ich konnte also eine genauen Schuß wagen. Auf den verhoffenden Hirsch setzte ich im die Kugel seitlich breit einigermaßen mittig auf den Träger. Bumms, weg war der. Aber wohin? Also ob er sich in Lauf aufgelöst hätte. Er sollte eigentlich sofort gefallen sein und dann dort liegen. Aber er lag nicht. Also wartete ich. Dann hörte ich im angrenzenden Wald etwas plätschern! Was war zu tun? Sollte ich in den Wald und womöglich den wunden Hirsch aufmüden, daß er in die Dunkelheit davonstiebe? Nein. Eine ¼ Stunde später plätscherte es wieder. Das kann doch nicht wahr sein. Was war denn das für ein Trägerschuß? Ein 6 g VMS 6,5 x 68 zerfetzt mit einem breiten Trägerschuß Ausschußseitig alles, so daß auch bei ungenauen Treffern das Stück immer sofort tot liegt. Aber das weiche 6,5g 6 mm Norma TMS eben nicht. Na, ich wartete jedenfalls noch weiter. Eine ¼ stunde später plätscherte es wieder. Zwischendurch kam in der Dunkelheit gegen 17 Uhr noch ein Stück, daß auf gut 100 m beschossen sofort lag.

Als mein Ansteller kam, gingen wir beide zu demAnschuß rüber. Da entdeckten wir einen Graben, von dem ich vorher nichts wußte. Darin lag der Hirsch. Deshalb verschwand er so schnell aus meine Blickfeld. Er war kein 20 cm weit gekommen, einfach in den Schalen umgekippt. Allerdings lebte er noch. Ich setzte ihm noch Einen auf den Träger und schon war er tot.

Die Moral von der Geschichte: Nimm zu weiche, kleine Kugel nicht. Die 920 m/s 6 mm 6,5g lange auf so eine Hirsch eben nicht. Die Waffe brachte nach ~ 1.300 - 1.500 Schuß auch nicht mehr ihre ursprüngliche Genauigkeit. Daher wurde Sie zur 6,5x65RWS umgebaut. 65 cm langer schwere Heymlauf. Die schießt schneller, flacher und ebenfalls genau. Außerdem kann ich sie in D. auf Hochwild führen, was mit der 6 mm ja legal nicht möglich ist. Vielleicht ist das auch gut so. Der Hirsch hätte mit der jedenfalls nicht so lange leiden müssen. Anders wäre die Sache mit einem festen Lutz Möller Geschoß ausgegangen, das kaum Masse verliert und daher gegenüber leichten Platzern sehr viel tiefer eindringt.

Greetings from Punkalaidun!

Dear Mr. Moeller!

I was surfing in the net when I noticed Your writing about deer hunt in Punkalaidun. I´m a member of Punkalaidun Hunting Society and I recognise You as one of our visitor couple of years ago. Is it right that You were here in Punkalaidun with Mr. Jukka Lumme? Well, deer hunting has not changed here. During this period we got more than 200 deers. I shot six deer, one of them was quite nice buck. We didn´t have this season any paying visitors in our society. Deers this season were quite a normal. Not very big. Only one of our hunter gained one goal that we all deer hunters are dreaming. He shot in november really big buck. The antlers were huge, not more than 10 points, but high and wide. I haven´t seen never before buck like that during my hunting career. It was an old monster! I hope You have nice memories from Punkalaidun and I wish all luck for Your next hunting adventures!

Yours,Juha Aro, Deerhunter from Punkalaidun, Tuesday, February 12, 2002 2:37 PM

Lutz Möller