Liebe Freunde,
Der Sommer war recht merkwürdig und kurz dieses Jahr. Es gab unglaublich viel
Wind, später noch mehr Regen. Die Temperaturen waren auch nix. Es gab ein
paar Tage im Juli, de es wert waren- aber sonst?
Ich hoffe nur, das Leben hat euch dafür irgendwie anders entschädigt. Für diese
entgangenen Freiluftfreuden, meine ich.
Es gab denkwürdige Ereignisse hier oben im Norden, und zwar von der sowohl als
auch Art. Aber man konnte doch spüren, das man lebt, besser gesagt, sich in
einem dreidimensionalem Materiefeld befindet.
Wozu auch immer das gut sein soll. Ich bin mir da jedenfalls nicht mehr so
sicher.
Mit Fliegen war nicht so sehr viel los, was meist am Wetter lag.
Aber der Club hat ja auch keine neuen Flugschüler mehr seit 2 Jahren her. Die im vorigen Jahr waren noch von 2007 und haben 2008 ihre Lizenz fertig gemacht. Ich hielt somit keine Theorie mehr seit jetzt 2 Jahren. Merkwürdig ist daß offenbar niemand mehr daran gelegen ist, das Sich-in-drei-Dimensionen -zu-bewegen zu erlernen. Ich glaube nicht, hier wäre das Finanzielle ausschlaggebend. Fliegen ist im Club billiger als andere Sportarten, die populärer sind aber doch teurer. Der Jahresmitgliedsbeitrag bei uns ist 150,-. Wir haben es auch nicht an Werbeaktionen und Propaganda fürs Fliegen fehlen lassen. Aber die Aktivitäten gehen überall signifikant zurück bei der Jugend. Ich glaube, sie sind cleverer, indem sie mehr berechnen. Sie sagen sich halt- okay- ich muß so und so viele Stunden Theorie büffeln, ich muß so und so viel Arbeit leisten, ich muß das Wochenende am Flugplatz sein, für die Fluglektionen, weil da der Lehrer da ist und ich muß da schon früh sein, um die Flugzeuge rauszuziehen zum Start und ich muß sie am Abend waschen und in den Hangar tun. Ich bezahle an den Club die Kosten für die Flüge, zwar zu (von den älteren Mitgliedern) subventionierten Preisen aber- was bekomme ich raus dafür? 20- 30 Flugstunden pro Saison? Bei schönen Wetter kann ich nix anderes machen mit meinen Freunden? schönes Wetter ist rar in Nordeuropa! Wenn ich dann die Lizenz habe, kann ich von 25 Wochenenden je Saison diesen Sport an 15 Wochenenden wegen dem nicht fliegbaren Wetter gar nicht ausüben, und wenn das mal geht, so stehe ich in der besten Zeit am Boden rum, weil andere da gerade fliegen. Das ist den Kids heute einfach zu wenig. Es gibt genug andere Sachen, da sie es heute wetterunabhängig lustig haben können. Das ist mal so. Die Action bei den Kids findet am Computer statt. Das ist wohl leider wahr. Spiele anstelle wirklichen physischen Erlebens. Unangenehmes wird verdrängt - nichts wird mehr aaausgetragen. Das ist, was wir mit stromlinienförmig angepaßt benennen. Die Kids sind berechnend geworden. Nichts wird gemacht, das zu Unannehmlichkeiten führen könnte. Alles wird der finanzieller Gewinnmaximierung untergeordnet. So empfinde ich die Lage.
Falls da einmal ein Interesse wieder kommt, in einigen Jahren, so wird es jedoch vielleicht keine Instrukteure mehr geben. Unser Club ist hoffnungslos überaltert. Alle rund ± 60 Jahren. Es werden weniger. Fast jedes Jahr geht für einen der Daumen runter beim Medical. Meist Herzprobleme. Das Landesklima hier bekommt nicht jedem.
Nur gibt es da noch einen Ansichtspunkt. Es ist doch schließlich so: Neugier, Mut und Tatendrang sind doch Kennzeichen einer entwickelten Spezies. Diese Dinge fördern Schöpfung. Daraus entstehen gesellschaftliche Strukturen, daraus entsteht Empathie die es erst ermöglicht, das Dasein erträglicher, freundlicher zu gestalten. Empathie und Interesse an sich erschafft überhaupt erst Freiräume zur Gestaltung von etwas an sich. Der Mensch, der seine Grenzen und Beschränkungen zu überschreiten sucht, der also etwas aus seinem Leben und damit der anderen zu machen sucht, sollte der sein, der das Erscheinungsbild einer Gesellschaft prägt, die sich selbst als entwickelt darstellt. Nicht etwa das, was da so als prominent in den Medien herumwuselt. In Amerika lebt der Satz: A man has to go out and contribute! . Das ist essentiell, denn in existenzieller Hinsicht ist somit zu hinterfragen: Wenn wir, nur weil es irgenDein Zeitgeist so zu suggerieren sucht oder weil die Läuse auf unserem Kopf mit ihren Einflüsterungen es erreicht und sie uns so dressiert haben, daß wir nicht mehr Höhe Berge besteigen, nicht mehr in die Tiefe der Meere tauchen, wenn wir nicht mehr jagen, nicht mehr fischen, wenn wir nicht mehr unsere Meinung frei äußern, wenn wir nicht mehr das einfordern, was uns rechtmäßig zusteht, wenn wir uns nicht mehr fremdem Willen widersetzen oder diesem gar unsere Freunde opfern, wenn wir es nicht mehr wagen und somit nicht länger kapabel sind, denen die uns belügen, betrügen und ausnutzen und anbrüllen dafür, ihren Parasitenkopf vor die Füße zu legen, wenn wir also diese verdammten Kopfläuse und andere Parasiten nicht mehr knacken wollen und nicht länger Herr im eigenen Hause sind -
Wer sind wir dann? Sind wir dann noch etwas wert? Sind
wir denn dann überhaupt noch?
Ich aber hatte diesen Sommer das ausgesprochene Vergnügen, junge Menschen zu
treffen, die dennoch etwas wollen, die gefordert werden wollen. Die wißbegierig
sind. Mit einigen von ihnen durfte ich fliegen und das hat mir großes Behagen
bereitet. Ich hatte noch nach Tagen dieses breite Grinsen im Gesicht. Habe ich
gerade wieder, während ich das hier schreibe. Einige Impressionen hier als
Bilder angehängt.
1 - Schwedische Luftwaffen Jugend - Hovby Flugplatz Mai 2009
2 - Flygvapnets ungdom befiehlt
3 - der schweigende Gast im Vordersitz
4 - Schwedische Helden von morgen
5 - Flygvapnets ungdom 09- meine Fluggäste
6 - Zu warm im Glashaus - Mütze ab
7 - Gespannter Fluggast
8 - Gruppenbild mit Flugschülern eines anderen Clubs
9 - auch englischer Landadel fliegt ein
10 - Flugschüler zu sein heißt - zu lachen ohne den Witz zu verstehen
11 - Böser alter Mann neben aufstrebendem Jungmann
Bis soweit, mit Gruß, Lutz D., Sonntag, 25. Oktober 2009 19:01
Tja Lutz,
da scheint es mit der schwedischen Luftwaffe so zu sein wie mit der deutschen Waldwehr. Der Aufwand zu hoherem zu kommen wird oft geschaut, aber, oh Freude, Ausnahmen gibt es dennoch. Deine Anschauung scheint mir nur leider oft zuzutreffen, zu oft wie ich meine.
Gruß Lutz