Kälte fordert die Waffe

Kälte fordert die Waffe

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Lieber Lutz,

Auch von mir für Dich und die Deinen die allerbesten Wünsche zum neuen Jahr 2009.

Ich hatte dieses Jahr einen Auftrag etwas weiter oben, bei den Eisenzwergen. Da habe ich beigefügten Beitrag aus der dortigen Zeitung kopiert und ihn endlich mal auf die Schnelle für Dich übersetzt und eigenen Kommentar unten drangehängt.
Wie gehabt, zu Deiner gefälligen Verwendung.

Bis soweit, mit Gruß, Lutz, Samstag, 27. Dezember 2008 20:21

Der in die Kälte geht

Der Winter ist nah und mit diesem kommt die Kälte. Niedrige Temperaturen können sowohl die Trefflage, die Präzision und auch die Funktion der Kugelbüchse beeinträchtigen. Der darum weiß, kann Schwierigkeiten vorbeugen.

Bei der Winterjagd im Norrbotten geht es meistens um den Präzisionsschuß mit der Kugelbüchse. Dies gilt bei den Topvögeln (Erklärung: Auer+ Birk+ Haselhühner) sowie bei Schneehuhn und Fuchs. Deshalb ist wichtig, für die Wintermitte gut vorbereitet zu sein, wenn Umstände das Schießen beeinflussen, die man im Herbst kaum wahrnimmt. Hierbei gilt nicht nur zu wissen, wie die Präzision und die Treffpunktlagen sich verändern. Das heißt auch, sich zu vergewissern, daß die Waffe auch funktioniert, wenn es darauf ankommt. Hier unten folgt eine Reihe von Einflüssen, die bedacht werden wollen, wenn das Quecksilber fällt.

Kaltes Pulver verbrennt langsamer. Bei wirklich tiefen Temperaturen kann die Waffe deutlich niedriger treffen, als sie es während des Herbstes mildem Wetter getan tat.

Patronen mit großen Pulverladungen betrifft dies weniger als wie kleine Patronen mit leichten Ladungen. Wer Topvögel (s. o. Erklärung) mit einem Klasse-1 Kaliber jagt,

(Erklärung Klasse-1 Regel: Kugeln mit einem Mindestgewicht von 10 Gramm müssen 100 Meter von der Mündung eine Aufschlagenergie von mindestens 2000 Joule haben. Bei Kugeln mit einem Gewicht zwischen 9 und 10 Gramm muß diese Aufschlagenergie mindestens 2700 Joule betragen. Zwingend vorgeschrieben für folgendes Wild: Elch, Rotwild und Bär, Damhirsch und Wildschwein)

kann sich meist mit einem Einschießen um die 10 Minusgrade herum zufrieden geben. (Etwaige größere Umstellungen braucht es nicht, solange es mit dabei großen Schußentfernungen nicht wirklich kalt wird )

Prüfschießen ist erforderlich

Die Pulvertemperatur ist wichtiger als die der Waffe. Viele Topvogel-Jäger jagen mit der Munition in einer warmen Tasche verwahrt und laden erst kurz vor dem Schuß. Besonders wenn man kleinere Patronen mit leichteren Pulverladungen, wie z.B. .222" Rem. anwendet, kann das eine gute Lösung sein.

Der Fuchsjäger jedoch, der nicht erst kurz vor dem Schuß laden kann, muß dennoch mit kalter Munition prüfschießen und bei der aktuellen Temperatur einschießen oder, mit den Veränderungen umzugehen sich selbst beibringen.

Des Schneehuhnjägers kleine Kaliber, nicht zuletzt .22 long rifle, sind besonders empfindlich. Schneehuhnjäger haben Gewinn davon, den Jagdtag mit einigen Versuchschüssen zu beginnen, falls eine größere Temperaturveränderung stattgefunden hat. Kleinkaliberwaffen können mit dadurch schlechterer Präzision beeinträchtigt werden. Besonders gilt dies für die .22 long rifle, aber auch beispielsweise die .22 WMR kann dies betreffen. Das Phänomen tritt seltener auf bei 20 Minusgraden, aber oft bei 30. Plötzlich kann eine Waffe, die normalerweise gut schießt, überaschend weit zu streuen anfangen. Gegen dieses Phänomen kann man nicht viel machen, aber schieße Deine Waffe zur Probe bei niedrigen Temperaturen, damit Du weißt, wie sie reagiert.

Nimm Dich vor Feuchtigkeit in acht. Die Waffe kann versagen. Dies gilt besonders für Kleinkaliberwaffen mit kleinen und leichten Schlagfedern und gut eingeöltem oder eingefetteten Verschluß. Halte deshalb den Verschluß innen gut sauber und trocken. Eine Möglichkeit um das Versagensrisiko zu mindern ist, den Verschluß während der Nächte in einer Büchse mit Petroleum liegen zu lassen.

Die Patronen können im Patronenlager festklemmen oder sie können nicht zugeführt werden. Dies ist eine Folge von Feuchtigkeit, Eis oder Schnee an den Patronen oder im Patronenlager. Vermeide beschneiten Patronen zu laden und vermeide den Verschluß in der Bewegung auf Skiern im verschneiten Gelände offen zu lassen. Gib auf Temperaturveränderung acht.

Zielfernrohr

Zielfernrohre minderer Qualität beschlagen oft innen, wenn man diese ins Haus oder aus dem Haus heraus schafft und schnellen oder extremen Temperaturschwankungen aussetzt. Lasse also entweder die kalte Waffe in einem kalten Zimmer oder nimm sie mit in die Hauswärme in einem geschlossenen Futteral, das nicht geöffnet werden soll, bevor es ordentlich aufgewärmt worden ist. Das setzt voraus, das Futteral- oder der Koffer sind ziemlich dicht und die Luft kann nicht allzu leicht einströmen. Ein Zielfernrohr das sich im Haus beschlagen und undurchsichtig zeigt, kann wieder klar werden, wenn man es wieder hinaus in die Kälte nimmt, aber das braucht oft nur eine vorübergehende Rettung zu sein, bevor sich das Problem durch noch mehr Niederschlag verschlimmert.

Alle kalten Zielfernrohre beschlagen außen, wenn man an die Linsen atmet. Benutze einen guten Linsenschutz und nimm ihn nicht zu zeitig ab, oder klappe ihn auf.

Puste nicht in den Lauf.

Schnee im Lauf. Waffensprengungen bei Kugelwaffen aufgrund von Schnee im Lauf sind freilich eine seltene Erscheinung, aber Ausbeulungen an Kugelläufen aufgrund von Schnee sind gleichsam nicht ungewöhnlich. Auch wenn der Schütze ohne eine Sprengung davonkommt so ist doch der Lauf zerstört. Ein Stück Klebeband über die Mündung kann den Schnee am Eindringen hindern. Falls doch Schnee im Lauf gelandet ist, so gilt es nicht zu versuchen, den hinaus zu blasen, weil der dabei taut aber (am kalten Laufinnern) unmittelbar zu Eis gefriert. Klopfe statt dessen vorsichtig gegen den Lauf oder versuche den Schnee mit einem dünnen Zweig herauszukratzen, der wohlverstanden ganz entfernt werden sollte, wenn Du damit fertig bist.

Ulf Lindroth
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Publicerad 2008-11-21 14:11
Ändrad 2008-11-24 08:38
Ins Deutsche übersetzt von Lutz Donnerhack

KOMMENTARE


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Kylan ställer krav på vapnet
Totalt 3 inlägg
Rikard (3 timmar och 31 minuter sedan)
Lysande artikel! Håller själv på och tar Jägarexamen just nu och den här lilla texten innehöll mycket matnyttigt!

Simonsimon (21 timmar och 34 minuter sedan)
Kul med vapen och jaktrelaterade artiklar i våra dagtidningar, mera sånt!
Men... "Patronen mit großer Pulverladung sind weniger betroffen kleinere Patronen mit leichterer Ladung."
Ulf, ist das Deine eigene Erfahrung? Oder hast du dazu eine Quelle?

Anders Linné minus 8 (i förrgår)
Gut Ulf!!! Solche här inlägg mag ich,,,med kompetens,,Gefühl för och i kylan, för att prestera maximalt.
Kleine Datails, werden sehr wichtig im wintermiljeu:
Klebebandes placering är viktig, minska värmeavledning från fingrar till metall, som gör att man rycker av skottet.
Direkt kontakt på 9 sek/ minus 30 min gibt ein äusserer Kälteschaden am Abdrückfinger,,vilket klart verschlechtert Gefühl, vid upprepade gånger. Klebebands kvalitet är auch viktig, bäst är i nu läget Tesa-tejp das Weisse, bindet nicht so viel Feuchtigkeit, och schützt vor Kälte.
Muddar med Daumenloch,,och viel auf underarmar,keine metallarmband,allt för cirkulation till fingrar, "Man kan immer rühren die fingrarna aber nicht sie steuern" fumlighets-risk


Von mir- Lutz Donnerhack- auch ein Beitrag dazu:

Vor einigen Jahren bat abends bei 20 Minusgraden die Polizei um Mithilfe -Wildnachsuche nach schwerem Verkehrsunfall. In der Aufbruchshast zog ich nur gefütterte Fingerhandschuhe an. Nach 4 Stunden war ich wieder zu Hause - Die Fingernägel waren abgebrochen - alle!

Lauf wird auch gegen Regenwasser/Tropfwasser gut geschützt mit Kondom drüber. Unten mit Gummi fest. Braucht man auch vor dem Schuß nicht abmachen. was War schon beim M16 in Vietnam überlebensnotwendig. Das Ding kann heute noch kein Wasser leiden. Siehe bei you-tube, HK versus Colt- the beach test. Sollte man sich ansehen! http://de.youtube.com/watch?v=AGwkHktkTxU

Und zur Sicherheit gilt immer, besonders für den Jagdgast im für ihn unbekannten Revier. Habe immer (Nah-) Karte und Kompaß dabei!

Kaliber .308 fliegt bei überhöhten Schüssen mit 12° (Topvögel sitzen immer oben im Baum - daher der Name) 3600 Meter weit, .222 immer noch 2500 Meter. (Angaben von Norma) Da sollte man schon sicher sein, daß in deren Richtung keine Häuslein stehen.

Auch oder besonders in der Wildmark bitte immer dran denken.

Mit den besten Grüßen und Wünschen für ein in allen Belangen gutes 2009 für uns alle, Lutz Donnerhack

Der Schuß brach nicht!

Zu Waffe im Winter vom 27.12.08

Guten Abend Herr Möller, [ bitte kürzen Sie meinen Namen auf TvS ]

zunächst noch frohe Weihnachten nachträglich und ein kräftiges Waidmannsheil zu Funland 2008. Was man davon bisher schon lesen konnte, war es wohl mal wieder recht spannend und erfolgreich!

Gestern las ich den Artikel über die winterliche Raufußhühnerjagd im Höhen Norden (dort Topvögel). Dort war von mangelnder Präzision der Waffen in der Kälte die Rede. Weiter hieß es

Kaltes Pulver verbrennt langsamer.

Die Pulvertemperatur ist wichtiger als die der Waffe.

Viele Topvogel-Jäger jagen mit der Munition in einer warmen Tasche verwahrt und laden erst kurz vor dem Schuß.

So weit, so gut. Heute machte ich mich um 5:45 Uhr auf den Weg zum Morgenansitz. Im Revier angekommen zeigte das Autothermometer -10°C. Bei leichtem Ostwind waren das aber gefühlte -15°. Ich baumte auf, lud meinen Bockdrilling (7x65R, 16/70, .22" WMR) und harrte der Dinge. Um 8:05 Uhr traten dann eine Geiß mit ihrem Kitz an die Kirrung. Ich richtete mich ein, wartete bis das Kitz breit steht, stach ein und - klick!

Der Schuß brach nicht!

Nach erster Verwirrung brach ich die Waffe und sah ein deutlichen Abdruck des Bolzens auf dem Zündhütchen. Ich schloß die Waffe sofort wieder und hielt sie im Anschlag in Richtung Gegenhang, falls sie sich denn doch noch zur Zündung entscheiden sollte. (Die Rede ist übrigens von 7x65R RWS TIG 10,7g Fabrikmunition). Nach einigen Minuten ohne eine verspätete Zündung öffnete ich die Waffe und entfernte die Patrone vorsichtig. Mir fiel der Artikel zur Kältewirkung auf die Munition ein und ich entschloß mich die nächste Patrone vor dem Verladen in meiner Faust vorzuwärmen. Immerhin hatten Waffe und Munition nach weit über einer Stunde mittlerweile bestimmt die Umgebungstemperatur angenommen. Die Rehe standen unbeirrt an der Kirrung, und nach einigen Minuten verlud ich die warme Patrone, brachte die Waffe ins Ziel, stach ein und

bumm!

Das Kitz lag im Feuer mit mittigem Lungenschuß auf 60 m. Die Geiß flüchtete in einem Bogen und verhoffte dann plötzlich nach 40 m. Die Gelegenheit wollte ich nutzen! Da viel mir ein, daß die nächste Patrone ja wieder aus dem neben mir liegenden Etui kam, also eisekalt war. Ich konnte sie nur wenige Sekunden vorwärmen, da sich die Geiß aufmachte und zielstrebig auf die Bestandsgrenze zuzog. Dort verhoffte sie und stand breit. Schnell also die Patrone ins Lager, eingestochen und

klick!

Das darf nicht wahr sein, dachte ich! Ich hob mein Haupt um die Waffe in Anblick zu nehmen und in dieser Sekunde - bumm, brach der Schuß! In der Ferne sah ich eine Staubwolke aus Schnee und Dreck, ~ 2 Meter rechts von der Geiß. Die sprang erschrocken aber unverletzt ab.

Diese Geschehnisse finde ich unglaublich und bedenklich! Kann das tatsächlich mit der Temperatur zusammenhängen?

LM: Warum sendet Lutz Donnerhack wohl diese Übersetzung aus dem Schwedischen ins Deutsche? Weil er Döntjes erzählen möchte? Nein - weil da so ist!

Ich habe von diesem Los schon bestimmt 40 Schuß bei fast allen Temperaturen problemlos verschossen! Im Artikel war auch davon die Rede, diese Schwierigkeiten gelten eher für die KK-Patronen gilt und dann auch eher unter -20°C. Erstaunlich finde ich aber, daß sich das Verhalten der Munition allerdings in der Tat nach der Temperatur gerichtet hat: 1. Schuß = eisekalt = Versager; 2. Schuß = handwarm = volle Funktionstüchtigkeit; 3. Schuß = minimal vorgewärmt = verzögerte Zündung.

Was halten Sie davon? Seltsam, nicht wahr?

LM: Warum bezweifeln Sie Ihr eigene Erfahrung (neben den Berichten Anderer)?

Über eine kurze Expertenantwort würde ich mich sehr freuen!

LM: Waffe und Munition versagten in der Kälte. Vorletzten Winter konnte ich eine Krico 902 in der Kälte deswegen nicht benutzen. Lies Versager in der Kälte!

Viele Grüße aus München, vorweg schon einen guten Rutsch, ein kräftiges Waidmannsheil, Gesundheit und fette Beute für 2009!

TvS

P.S. Erfahrungen mit meinen 9,3x64 KJGen konnte ich leider noch nicht sammeln, Berichte folgen aber nach Einsatz.

Anbei finden Sie auch ein Foto (leider Handy-Bild) von heute früh: Blick vom Ansitz in Richtung Südost, über Schöffau, Uffing, Staffelsee - schönes Werdenfelser Land!

Kälteprüfung

Hallo Lutz,

gestern auf dem Schießstand versagten bei einem Besitzer einer .222 Rem gleich zwei Patronen. Er hatte das noch gar nicht erlebt, es waren die ersten beiden überhaupt. Er ging darauf Kaffee trinken, nahm die Munition mit ins Warme und als er wieder zurück kam, funktionierte die Munition wieder. Es waren allerdings nur -5°C.

Auch Dir und Deinen Lieben ein glückliches neues Jahr!

Liebe Grüße Jan G., Montag, 29. Dezember 2008 10:03

Jan,

lies er die Waffe draußen in der Kälte stehen, oder nahm er die auch mit in das Warme?

Ein gute Möglichkeit mögliche Versager rechtzeitig zu prüfen ist die Waffe mit einer (oder mehreren) Patrone ohne Geschoß und Pulver, sprich Hülse nur mit Zündhütchen in die große Tiefkühltruhe zu legen, eine Stunde zu warten, dann die -18°C kalte (oder was gerade anliegt) Waffe herauszunehmen und abzuziehen. Dan werden sich waffenseitige Mängel bei Kälte zeigen.

Gruß Lutz

Nur die Munition war kalt

Hallo Lutz,

betreff Kälteprüfung ließ er die Waffe draußen und nahm nur die Munition ins Warme. Aber du hast natürlich recht, ein Zündfehler muß nicht immer an der Munition liegen!

Liebe Grüße, Jan G., Montag, 29. Dezember 2008 11:03

Der Winter in Allzunah

Hallo Lutz!

Ein Gesundes neues Jahr mit allem was dazu gehört für Sippe, Leser und Freunde! Ich sende Dir eine Adresse für die Bärenseite www.jostimages.de für die Alaskafreunde! Weiterhin 2 Bilder von Meinem Ort Allzunah bei Frauenwald am Rennsteig!

Ben Pearson mit Pfeil und zwei Bären. Ober die damit selbst erlegte weiß ich nicht. Er blickt so schüchtern. Wahrscheinlich traut er sich das nicht zuzugeben!

Vom Pfosten verstelltes Bild auf Allzunah. Mensch Nico!


Forsthaus Allzunah

Mfg Nico Albert, Allzunah, Freitag der 2. Januar 2009 12:55