Waffensystembettung

Waffensystembettung

Verschluß und Lauf ruhen schußfet auf der Bettung im Schaft

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Kurzbericht 7x57 und 9,3x62 Ladungsreihen

Hallo Herr Möller,

vor ein paar Tagen sandte ich Ihnen die Ergebnisse der DEVA-Messung meiner Ladungsreihen zu den beiden o.g. Kalibern gesendet. Hoffe die sind nicht dem Spam-Filter zum Opfer gefallen. Mir als Anfänger haben diese Meßreihen sehr geholfen Quickload zu kalibrieren und Vertrauen zur eigenen Präzision zu gewinnen.

Heute schoß ich kleine Ladungsleitern mit je ~ 0,02 g Steigerung je Stufe, um mich langsam an die Zielladung heranzutasten, leider nur auf 100 m und ich konnte die Scheiben nicht ausdrucken - moderne Schießanlage, kein Papier. Die Ergebnisse waren bemerkenswert, wie erwartet und recht erfreulich.

In Kürze:

Die dicke 9,3 mm Pille aus der alten 98'iger war tolerant wie immer. 5 Schuß zwischen 3,7 und 3,78 g H4198 lagen in einem nur 5 cm Streukreis. Nach Messung und Rechnung dürfte der Höchstdruck bei 3.700 bar gelegen haben. Das Trefferbild hatte allerdings keine Systematik. Das Hülsen- und Zündhütchenbild war einwandfrei, die Zündhütchen noch nicht nennenswert abgeflacht und fest. Also bietet die nicht ganz gefüllten Hülse noch etwas Luft nach oben. Durch das 9,3 mm KJG und die 9,3 mm Rückstoßgsbremse schießt sich die Dicke Berta jetzt leicht wie die 7x57.

Die 7 mm Büchse waren dagegen empfindlich wie üblich. Auch mit der bleiernen Sippe antwortet die Büchse auf unterschiedliche Ladungen mit deutlichen Abweichungen. Die Schüsse zwischen 3 und 3,09 g N202 ergaben ein ausgeglichenes, systematisches Trefferbild, kaum Seitenabweichung, etwa 8 cm Höhenanweichung, wobei die Schüsse jeweils mit steigender Ladung mit recht gleichmäßigen Abständen tiefer lagen. Nach Messung und Rechnung dürfte der Höchstdruck bei 3.800 bar gelegen haben. Das Pulver rasselte noch ein wenig in der Hülse. Die Ladung war also noch nicht gestopft.

Die Ergebnisse lassen erwarten, ich werde bei den Höchstladungen ebenfalls geringe Streukreise erreichen. Also werde ich bis zum nächsten Wochenende die Munition zum Einschießen der beiden Waffen stopfen und dann berichten.

Gruß aus dem Norden, V. T., Samstag, 6. Oktober 2007 22:48

9,3x62 und 7x57 Einschießergebnisse

Hallo Herr Möller,

hier als Fortsetzung kurz das Ergebnis des Einschießens:

9,3x62, die Tolerante aus der Ladungsreihe mit PRVI, Hodgdon H4198 = 3,79 g, CCI 200, ergab bei 4 Schuß aus der betagten Büchse mit 9,3 mm HDP-Bremse, mit perfekter Auflage geschossen, einen Streukreis knapp unter 4 cm, wobei jeweils 2 Schuß beinahe Loch in Loch lagen. Der Lauf war anschließend beinahe blitzsauber, was auf guten Abbrand schließen läßt. So soll der jagdliche Einsatz folgen.

7x57, die Zickige aus der Ladungsreihe mit HP, Norma N202 = 3,08 g,CCI 200, ergab wie erwartet ein unbefriedigendes Ergebnis mit einem Streukreis von 7 cm.

LM: das können die Geschosse anders, siehe 7x65R aus K770 7 mm KJG spitz eingeschossen Die Hülse war dabei noch nicht ganz gefüllt, also keine Preßladung. Dennoch Anzündhütchen völlig platt, aber fest trotz einem Durchbläser. Es handelt sich um ein Mauser Brasil System mit Mil.-Stufenlauf (640mm). Der Übergangskonus ist sehr lang, auch wenn noch kein Freiflug vorhanden ist. Ich vermute Verschleiß. Mit der schlappen GECO Scheibenladung mit 10,7 TM lag der Streukreis bei 3 - 4 cm. Also verdaut die alte Lady wohl die stärkere Ladung schlecht. Verschlußabstand? Übergangskegel? Lauf verschlissen? Mündungsverschleiß? Wer weiß? Wir werden es finden. Da muß noch etwas geforscht werden. Ergebnis wird
berichtet, versprochen!

An den Lutz Möller KJG liegt es nie, solche Problemchen liegen immer an der Waffe. Mache sind duldsam und verdauen alles, andere zieren sich und wollen noch lange nicht mit jeder Ladung harmonieren. Nach meiner Erfahrungen sind die kleineren Kaliber häufig problematischer als die dicken Pillen.

Bis demnächst, V. T. Samstag, 13. Oktober 2007 21:27

Krokodilteich

Hallo Herr Möller,

am Freitag war es wieder so weit. die 9,3 - und die 7 mm mußten zeigen, was sie drauf hätten.

Die 9,3x62 Voere, auch nicht mehr die Jüngste, sollte mit neuen Hülsen beweisen wie die Schüsse liegen. Nach einigen Aufwärmschüssen mit einem Streukreis von ~ 40 mm wurde erst die DWM Mauser warm geschossen. Anschließend habe ich mit der handwarmen Voere, schnell hintereinander diese Gruppe geschossen (Daten auf dem Stand aufgenommen und dann in Quicktarget eingegeben).

9,3x62 KJG Munition aus alter Voere

LM: Schauen Sie mal hier was ein neue Voere kann.

Das beruhigt, freut den Lutz Möller KJG-Liebhaber und zeigt zumindest, der Schütze kann es, wenn die Büchse will.

LM: Ja, vertraue in dich und Deine Ausrüstung. Dann klappt's, sofern es denn möglich sei!

Die zickige 7 mm streute da schon deutlich mehr.

7x57 KJG Munition: Grottenschlecht

Nach einer ersten Reihe mit ~ 6 cm Streukreis folgte diese Gruppe mit 4 cm Streukreis, nicht toll, aber brauchbar.

LM So? Wozu?

Zuvor hatte ich noch einmal eine Gruppe mit der GECO Scheibenmuni geschossen. Damit liegen die Streukreise andauernd bei 3 - 4 cm. Nach Ihrem Bericht über die Plempe (LM: Sieh auch: Um zehn Uhr geht es an die Plempe!) werde ich mir die Büchse noch einmal technisch unter die Lupe nehmen.

LM: . . . und Sie senden mir 20 Hülsen und dann bekommen Sie u. a. einen Plan. Das schlechte Ergebnis soll doch so nicht stehen bleiben. Waffen, die schießen und treffen, sind erfreulich, gut und brauchbar - spannend aber sind die zickigen mit ihren Geheimnissen. Die zu geistig zu durchdringen, den Nebelschleier darüber zu lüften reizt doch viel mehr, oder?

Eigentlich sollte eine DWM Brasil-Mauser bessere Ergebnisse aus dem 640 mm Lauf zaubern.

LM: Eben! Ich hatte vor Jahren auch mal einen. Warum verkaufte ich Dussel eigentlich dieses wunderbare Stück Geschichte. Nicht mal Bilder habe ich mehr.

Das Gute daran ist, zu prüfen verbessert auch die eigene Schießleistung! Die nächsten 20 sind gestopft.

LM: Sieh oben 20 Hülsen.

Gruß, V. T., Samstag, 20. Oktober 2007 21:19

Moin Herr T.,

schön, daß sie nicht nur schießen, sondern auch treffen können. Diese Fertigkeit eröffnet Möglichkeiten.

Brasilmauser

Krokodilteich

Sie ein alter Brasilienmauser ist ein Krokodilteich. Er sieh schön aus, aber wenn man sich in ihn einläßt, schnappt er zu.

Der Alligator hier ist fertig, aber die könne was anrichten . . .

Diese Kuh biß ein Krokodil

Unsere Deutschen Werke mögen damals so sorgfältig gefertigt haben, wie das ging, aber das ist lange her. Rost schläft nie. Holz, anders als mache Anderen im Lande, arbeitet. Genau gesagt mögen die Holzschalen um den Lauf nicht mehr spielfrei unter Spannung pressen. Das müssen Sie aber, um den immer auftretenden Gewehrlaufschwingungen ohne zu klappern zu folgen. Holz und Stahl nur mit dem geringsten Spiel unzureichend zu fügen öffnet dem Zufall auf der Scheibe ein Einfallstor, in das der Fehlerteufel in Sechserreihen einreiten kann. Nee - So ginge das nicht - nie!

Sie müssen also sicherstellen, Holz und Stahl unter Spannung aufeinander zu pressen. Sollten das Holz von 1908 bis 2007 in 99 Jahren geschrumpft sein, möglich wäre das ja immerhin, oder sich verzogen haben, auch das kann nicht ausgeschlossen werden, muß nachgeholfen werden -z. B. mit Silikon = Siliziumkautschuk.

Bestreichen Sie die Metallteile mit Trennlack und drücken in zwischen einigermaßen lose passenden Teile in deren Zwischenräume Silikon. Dann klappert nichts mehr. Sie können die Teile danach immer noch auseinandernehmen. Bei Fragen rufen Sie mich an und wir sprechen darüber. Die Brasilienmauser waren nie im Krieg. Ausgeschossen sollten die also nicht sein. Wenn also nicht Verschleiß die Treffergrenze setzt sollt die die deutsche Wertarbeit unserer Großväter zu besseren Leistungen befähigen als teure Lutz Möller Geschosse in 100 m willenlos auf 4 - 6 cm zu verstreuen. Das können die besser - und Sie auch, wie die 9,3 mm zeigte. Dem Deutsch-Brasilianer kann geholfen werden, meine ich gewiß .

Lutz Möller

Die Zicke

Hallo Herr Möller,

manchmal hilft zu lesen und zu denken (Gedankenstrich), aber dazu später.

Bei der Brasilianerin handelt es sich um ein DWM Mauser Brasil System, 640 mm original Lauf in einen einfachen Jagdschaft eingelegt.

LM: Bitte Bilder!

Ich sage bewußt eingelegt, denn eingeschäftet darf man dazu kaum sagen.

Der BüMa, der sie mir verkaufte, meinte „Sehr gute Schußleistung, bereits über Kimme und Korn.“ Das mir eigentlich gleich, denn ich wollte ohnehin nur das DWM System, denn ein neuer 6,5x57 Rheinmetalllauf wartet im Schrank auf die Hochzeit mit einem guten Mauser System. Beim Wiederladelehrgang erklärten mich dann einige Ordonnanzschützen für verrückt, denn die Brasilien Mauser hätten so gute Schußleistungen, daß ich sie unbedingt erst in 7x57 belassen sollte.

Gesagt getan, EAW Montage und S&;B Glas montiert und ab auf den Stand. Bei der Montage wurde mir schon leicht schlecht, denn der Vorbesitzer oder sein „Waffenschrauber“ (ein Büchsenmacher konnte das nicht gewesen sein) hatten die Hülsenbrücke schief abgeschliffen. Da war reichlich Feinarbeit angesagt, bis die Montagefüße fluchteten. Aber wozu hat man eine gute Werkstatt und feine Finger, letztlich ist alles gerichtet. Auch das Laufbett mußte ich nachstechen, aber zum Glück ist auch ein Laufbetthobel in der Kiste.

Nun komme ich zum Kapitel Lesen und Denken. Daß das hintere Abstandsröhrchen fehlte, sah ich sofort gesehen, schnell ein neues ausgemessen und gedreht. Daß der Schaft um das Röhrchen herum ausgelutscht war, war auch offensichtlich und schnell gerichtet, indem es mit Epoxydharz eingesetzt wurde. Aber das Teil von mir, auf dem die Haare wachsen, hat nicht darauf geachtet, ob das System ansonsten spannungsfrei im Schaft sitzt, was nach dem bisher Erlebten kaum zu erwarten war.

LM: Kluge Bemerkung!

Heute habe ich mir die Zicke also erneut vorgenommen. Kaum löse ich die vordere Systemschraube, da hebt sich auch schon das System gut 2 mm aus dem Schaft. Verspannt - so geht das nicht! Also ran an den Schaft mit Stechbeitel und Feile. Ich habe die Systembettung etwas frei gestochen und dann mit Epoxydharz gebettet. In meiner Messermacherkiste habe ich J-B Weld, das ist schön zäh, fließt nicht, härtet langsam durch, schrumpft kaum und haftet schlecht auf öligen Flächen (den Systemteilen). Die tragenden, aufgerauhten Flächen habe ich schön satt eingestrichen, Metallteile mit Vaseline geschützt und alles mit Gefühl spannungsfrei zusammengeschraubt. Dumm ist nur, daß ich das nicht in einem Arbeitsgang mit dem Einkleben des hinteren Röhrchens erledigt habe. Das wäre sicher besser gewesen, aber es sieht so aus, als ob es noch einmal gut gegangen ist. Notfalls muß ich das Metallröhrchen noch einmal ausbohren, hinten die mögliche Restspannung rausnehmen und ein neues Röhrchen einsetzen.

Gründlich gereinigt hatte ich den Lauf natürlich auch noch nicht.

LM: Ach so! Tz, Tz

Asche auf mein Haupt. Wer weiß, wieviele Murmeln den Lauf schon verlassen hatten? Welcher Jäger und Schütze entkupfert regelmäßig?

LM: Legen Sie ein Waffenbegleitbuch an und loggen mit. Dann wissen Sie immer genau Bescheid, müssen nie mehr zweifeln. Zweifel kosten Treffer. Vertraue bring Treffer.

Der erste mit Ethanolamin getränkte Pflaster war dann auch gleich „Blau wie der Enzian“, bisher folgten 11 weitere, immer mit längerer Einwirkpause, und der nächste wartet schon, langsam werden sie heller.

Wenn diese Runde überstanden ist, haben wir schon eine bessere Grundlage für die nächste Runde auf dem Schießstand erreicht. Ob die Verbesserung so deutlich wird wie bei der Plempe? Das wäre toll. Ich werde berichten.

Danke übrigens für das Hilfsangebot, aber bevor die Technik nicht stimmt sollte man fleißige, hilfsbereite Burschen nicht von Wichtigerem abhalten.

Bis nach dem nächsten Feuerstoß!

Gruß, V. T. Sonntag, 21. Oktober 2007 17:18

Jungs, laßt euch das eine Lehre sein - ohne Rohr frei geht nichts!

Rohr frei, Schaft fest

Guten Abend, oder besser Gute Nacht Herr Möller,

kurzer Zwischenbericht zur Zicke:

Rohr ist frei von Kupfer und zeigt sich jetzt in voller Schönheit, oder besser Rauhigkeit. Die Tombak Ablagerungen hatten offensichtlich die Närbchen schön zugeschmiert, oder darunter hat etwas Fraß begonnen. Die Züge sehen zwar noch scharf aus, aber die Felder sind recht rauh.

Der rotationslose Geschoßweg ist sehr lang. Das Geschoß steht bis zum 3 Führband aus der Hülse hervor, bevor es am Kegel anliegt.

Die Systembettung ist gelungen. Es ist immer wieder bemerkenswert zu sehen, wo vorher so überall Luft unter dem System war. Morgen wird zusammengeschraubt. Dann zeigt sich ob die Spannung weg ist und am Wochenende wird geprüft, ob die Mühe etwas gebracht hat. Gewünschtes Bildchen folgt.

Eine angenehme Woche! V. T., Sonntag, 21. Oktober 2007 22:13

LM: Bilder und Ergebnisse spannen mich auch!

Verschlußabstand der Zicke

Guten Abend Herr Möller,

weiter geht's mit der Zicke. Leider ist es derzeit dunkel, wenn ich nach Hause komme, aber Bilder folgen bestimmt.

Das System sitzt jetzt spannungsfrei und fest in der Bettung.

Um den Verschlußabstand zu bestimmen habe ich eine neue Hülse mit einem Zündhütchen bestückt, das ich nur halb eingepreßt habe. Dann habe ich die Hülse in das System eingeführt und den Verschluß vorsichtig geschlossen. Für diese Hülse zeigt dann der anschließend verbliebene Überstand des Zündhütchens den sich einstellenden Verschlußabstand.

Gemessen = 0,34 mm! Was sagt der Fachmann dazu?

Gruß, V. T., Montag, 22. Oktober 2007 21:39

Tag Herr T.,

ein Hülse ist keine Lehre, aber 0,34 mm Verschlußabstand wären viel zu viel. Sie wagen Hülsenreißer! So bis 0,15 mm kann man angehen lassen, aber nicht mehr.

Lutz Möller

Vielen Dank,

das dachte ich mir schon. So langsam rundet sich das Bild der zickigen Lady ab, aber so leicht schüttelt man mich nicht ab.

Die DEVA beschreibt die Prüfmethode im Lehrbuch Wiederladen. Natürlich gilt der gemessene Abstand dann immer nur für die jeweilige Hülse, in diesem Fall neue Hirtenberger, aber genau die habe ich ja auch bei den Schießversuchen benutzt. Vorher war mir bereits aufgefallen, daß selbst bei den müden GECO Scheibenpatronen die Zündhütchen recht platt waren. Soll das auch das durch zu großen Verschlußabstand vorkommen können?

Der Verschluß ist nicht nummerngleich. Da ist es nicht unwahrscheinlich, daß die Abschätzung über die Hülse auch mit der Realität, gemessen mit Lehre, gut übereinstimmt.

Wat nu....shit... ich glaube, jetzt muß sie doch zu meinem BüMa des Vertrauens, oder sollte ich zunächst noch eine Serie wagen?

Dank und Gruß, V. T., Montag, 22. Oktober 2007 22:11

LM: Ich würde den Verschlußabstand mit einer Lehre messen lassen und dann entscheiden. Läufe kann man zurücksetzen, um den Verschlußabstand einzustellen.

Mal schau'n ob der BüMa am Schießstand, eigentlich ein recht berühmter, eine Lehre in dem Kaliber hat.

LM: Wenn nicht, kann er die von Triebel leihen.

Außerdem werde ich mal einige Hülsen teilkalibrieren, vielleicht gelingt es so den tatsächlichen Verschlußabstand für einige Probeschüsse, zum Nachweis der Tauglichkeit des Laufes, mit den benutzten und gelängten HP Hülsen zu mindern. Sollte der Lauf noch gut genug ein, dann muß mein Büchsenmacher Dirk Poltier in Grabow ran.

Wenn nicht, dann kommt ein neuer Lauf rein.

Ich werde Sie auf dem Laufenden halten.

V. T., Dienstag, 23. Oktober 2007 06:55

LM: Ja bitte. Der Zicke muß Benimm beigebracht werden!

Hornady und Hirtenberger

Die Ernüchterung

Hallo Herr Möller,

um der Zicke zum Wochenende nur das Beste als Futter zu bieten, kalibrierte ich die einmal verwendeten Hirtenberger Hülsen nur teilweise, so daß sich damit der Verschlußabstand zu etwa Null einstellt. Hier folgt ein kleiner Abstecher in Sachen Qualität von Hülsen und Matrizen, am Rande der zickigen Brasilianerin.

Beim Kalibrieren fiel schon an der ersten Hülse auf, daß die nicht ganz gleichmäßig geweitet war, das Patronenlager also offensichtlich etwas einseitigen Verschleiß aufweist. Wie viele Hülsen da wohl rein und raus gerutscht sein müssen? Die Hülsen von Hirtenberger machen eigentlich einen guten Eindruck, allenfalls fiel vor erster Ladung auf, daß sie durch Fertigungstoleranzen unterschiedlich stramm in den Hülsenhalter gingen.

Die Matrize von Hornady hatte bis dahin ebenfalls einen sauber verarbeiten Eindruck gemacht. Aufgefallen war mir allerdings mit einer GECO Hülse, daß sie sich deutlich schwerer kalibrieren ließ als die 9,3er in der RCBS.

Das Teilkalibrieren war dann entsprechend auffällig schwer. Genau unterhalb der Stelle, an der die Hülse stärker geweitet war, zeigte sich ein Grat. Die Matrize hatte also etwas Material nicht zurückgedrückt sondern vor sich her geschoben. Die Überprüfung der Matrize (leider habe ich kein Bild davon gemacht) brachte dann die Ernüchterung. Der Rand (Mund) der Kalibriermatritze war nicht sauber gerundet, wie wir es bei RCBS kennen, sondern hatte lediglich etwas ähnliches wie eine geschliffene 45 Grad Fase mit doch recht deutlicher Kante. Gut geeignet für die spanbildende Kalibrierung, nur schade, daß man die noch nicht erfunden hat.

Also Matrize auf die Drehbank, eine Rundung an die gehärtete Matritze geschliffen und poliert. Hier einige Bilder:



Matrize (aufgearbeitet) mit Hülse, man sieht gut den entstandenen Wulst

Die Zicke

Die schnell gemachte Bettung vorn

Gruß, V. T. Mittwoch, 24. Oktober 2007 20:34

LM: Unglaublich was man aus Übersee für einen Mist angedreht bekommt! Aber mit scharfem Blick und wachem Geist lassen Sie sich ja auf Dauer nicht leimen. Gut so!

Deutsche Wertarbeit zahlt sich aus

Hallo Lutz,

der Ernüchterungsartikel bestätigt mich mal wieder, von da drüben kommt nur Schrott. Egal ob RCBS, Lymann, Redding, LEE, oder wie sie alle heißen. Die Qualität stimmt einfach nicht. Selbst die sogenannten Benchrest Matrizen halten nicht was sie versprechen. Wobei letzt Genannte vom Preis- Leistungsverhältnis noch die Besten sind. Lieber soll man etwas mehr ausgeben und dafür ein Leben lang Freude daran haben. Bei unseren Waffen und Geschossen sind wir doch auch so penibel und kaufen nur das Beste, warum dann nicht auch bei den Wiederladeartikeln (Womit wir ja die Geschosse verladen und die fertigen Patronen dann in unseren teuren Waffen verschießen)? Ich kann nur noch einmal die Firma Triebel empfehlen, TOP Qualität, sehr zuvorkommend und kompetent. Sonderwünsche werden erfüllt und bei Schwierigkeitenn sofortige professionelle Hilfe geleistet.

Es bewahrheitet sich immer wieder „Kaufst du billig, kaufst du zwei mal“ &; „Qualität hat ihren Preis“

Was hätte denn in diesem Fall ein armer Mensch ohne Sachverstand, handwerkliches Geschick, und vor allem auch ohne Drehbank gemacht?

Gruß, Thomas, Mittwoch, 24. Oktober 2007 22:38

Nasenstüber

Guten Abend Herr Möller,

die nächsten 10 Schuß teilkalibriert, und damit auf Verschlußabstand „0“ getrimmt, sind geladen und morgen muß die Zicke endgültig zeigen, was in ihr steckt. Stimmen die Streukreise, dann ist es eine Frage der Kosten, ob nur der Lauf nachgesetzt, oder gleich durch einen vorhandenen neuen Lauf in 6,5x57 ersetzt wird.

Geben wir ihr eine Chance!

Heute ist mir dann bei der 9,3'er Munition der „Nasenstüber“ aufgefallen.

Nasenstüber

LM: Das Magazin ist offensichtlich kein Schulteranlieger. Das ist schlecht, muß nachgerüstet werden.

Ich hatte die Munition nur einmal im jagdlichen Einsatz, 3 Schuß im 98iger System geladen, ein Schuß abgefeuert. Dabei liegt dann eine Patrone so, daß sie beim Rückstoß gegen den Magazinkasten gestoßen werden kann. Die Folge ist ein Nasenstüber der die Schön Spitze etwas abgeflacht hat. Kein Beinbruch, aber bemerkenswert, was sich in der Waffe so alles ereignet und es belegt, wie wichtig der feste Sitz des Geschosses ist, damit sich nichts in den Brennraum verschiebt.

Gruß, V. T., Donnerstag, 25. Oktober 2007 20:29

Reinigung und Bettung hilft

Guten Abend Herr Möller,

hier schnell die Ergebnisse der Tests meiner zickigen 7x57 Brasilianerin nach Bettung des Systems und gründlicher Reinigung des Laufes: Sie ist eindeutig weniger zickig, wenn auch immer noch etwas empfindlich.

1. Reihe: 4 Schuß mit GECO TM Scheibenmunition.

LM: Wie groß ist die Scheibe?

leider paßt die Treffpunktlage nicht auf das Quicktargetgitter, aber der Streukreis lag nur noch bei 1,6 cm, also eine deutliche Verbesserung.


2. Serie: Neue Hirtenberger Hülsen, also mit 0,34 mm Verschlußabstand bei diesen Hülsen

Die 2.Reihe ebenfalls deutlich besser als vorher. Berücksichtigt man die Erkältung und das etwas tränende Auge des Schützen, dann sollte ein Streukreis unter 3 cm vorliegen.



3. Reihe: Teilkalibrierte Hirtenberger Hülsen, also ohne Verschlußabstand

Denken wir uns den rechten Ausreißer der 3. Reihe, den ich dem Schützen anlaste, einmal weg, dann hat die Teilkalibrierung keine bewiesenen Vorteile für die Präzision, allerdings auf die Belastung der Hülse.

Bei den neuen Hülsen hatte ein Zündhütchen wieder einen Durchbläser, alle Zündhütchen der 2. Reihe sind bei gleicher Ladung deutlich platter als die der teilkalibrierten Hülsen der 3. Reihe. Obgleich in Quickload immer mit dem geliederten Hülsenvolumen der unkalibrierten Hülsen gerechnet wird, scheint der Druck bei den teilkalibrierten Hülsen mit geringerer Ladedichte etwas geringer zu sein.

LM: Falsch. Sie müssen aus der zu betrachtenden Waffe abgeschossene Hülsen auslitern und den Wert in Quickload einpflegen.

Dazu muß ich gestehen, daß die Waffe trotz Pausen von Reihe zu Reihe doch deutlich wärmer war. Eine anschließend heiß geschossene schnelle Serie zeigt wieder größere Streuungen. Mit der wirklich heißen Waffe habe ich mir dann noch einmal die
Bockscheibe, stehend angestrichen, vorgenommen. 2 Schuß, 20 Ringe mit Munition der 2. Serie geschossen. Jagdlich brauchbar, aber sicher noch mit der Ladungsleiter zu optimieren....vielleicht später, erst einmal werde ich sie so zur Jagd führen.

LM: Falsch: Jagdwaffen werden kalt geschossen.

Gruß, V. T., Freitag, 26. Oktober 2007 20:25

V. T.: Erstes Stück Wild mit KJG

Waidmannsheil Herr Möller,

heute war es also so weit. Die Zicke sollte wenn möglich beweisen was in ihr steckt und auf die Wirkung des KJG-S 7x57 war ich in erster Linie gespannt. Es ist schon ein spannender Wechsel, wenn man vom Liebhaber der langsamen dicken Pillen, die das Wild umschubsen, nach schlechten Erfahrungen mit der 7 mm Rem. Mag Patrone vor vielen Jahren, die Rehwild zerstörte, wieder zu höherer Rasanz bei gänzlich anderer Wirkung zurückkommt.

Als ich um 5:30 aus dem Fenster schaute, stand endlich der Mond einmal frei. Toll wie hell es draußen war. Als ich aber um 6:30 im Revier an kam, da schaute der Mond wieder nur trübe durch die Wolken. Dazu eine Priese Bodennebel, da sollte es auf der Leiter nicht gerade gemütlich sein.

Kurz nachdem ich meinen Sitz bezogen hatte, erblickte ich auch schon schemenhaft ein einzelnes Stück Rehwild. Im Fernglas war es gerade zu erkennen, von ansprechen keine Rede. Also hieß es geduldig zu warten. Das Stück bummelte über die Wiese, dann einen Wildschutzzaun entlang, ab und zu von den Sträuchern am Zaun naschend, langsam auf mich zu. Auf 20 m war es dann auch schon hell genug um es eindeutig als nicht führendes weibliches Stück anzusprechen.

Sobald ich mich also entschlossen hatte es zu erlegen (Wir hängen ohnehin mit dem Abschußplan hinterher und es wird demnächst sicher nicht leichter werden), bummelte die Ricke auch schon wieder auf leichtem Wechsel zurück, mir immer schön den Spiegel zeigend.

Die Zicke lag schon lange in Schußposition. Das S&;B war scharf gestellt und bei dem leichten Morgennebel tat der Leuchtpunkt gute Deinste. Auf 130 Laser gemessenen Metern (natürlich nach dem Schuß) begann sie endlich wieder an den Sträuchern zu naschen und stand für einen Moment quer. Der Leuchtpunkt stand ruhig hinter dem Blatt. Im Schuß sprang sie wohl gegen den Zaun, rappelte sich aber wieder auf um taumeln noch einige Schritte Richtung Wald zu machen und nach 2 m zu verenden.

Bis dahin konnte ich also mit der Waffe und der Munition voll zufrieden sein. Weidmannsheil!

Nach 15 min ging ich zum Stück. Ich wollte sicher sein nicht noch anderes Wild zu vergrämen, das ich vielleicht nicht gesehen hatte. Leider hatte ich keine Kamera dabei. Der Ausschuß war etwa 2-Euro-groß, kurz 3 Finger breit hinter dem Blatt, etwas Lunge schaute hervor. Der Einschuß saß 2 Finger weiter hinten, also etwa eine Hand breit hinter dem Blatt. Ich freute mich schon auf ein sauber geschossenes Stück, ohne den Geruch von Panseninhalt.

Beim Aufbrechen kam die kleine Ernüchterung, man kann ja auch einmal Pech haben. Das Geschoß, oder ein Splitter hatte wohl den Schlund vor dem Zwerchfell beschädigt und so konnte trotz Lungenschuß etwas Panseninhalt aus dem übervollen Pansen in die Kammer gelangen. In der Kammer reichlich Schweiß und bei dem Ausschuß hätte es auch eine gute Schweißfährte gegeben.

Alles in allem, an Treffgenauigkeit und Wirkung gibt es bisher nichts auszusetzen.

Zur Wundwirkung beim Zerwirken später!

Waidmannsheil, V. T., Sonntag, 28. Oktober 2007 14:35

KJG Ricke zerwirkt

Hallo Herr Möller,

hier kurz der Bericht zur Geschoßwirkung der 7x57 KJG-S, Ricke, 130 m quer stehend, Kammerschuß durch die Rippen, leider ohne Bilder.

Der Einschuß war klein, nahezu ohne Bluterguß, Ausschuß, etwa 3 cm, wenig Wildbretzerstörung. Allerdings ein äußerst großer Bluterguß auf der Ausschußseite. Sie lag letztlich auf der Einschußseite. Durch den Sprung gegen den Wildschutzzaun, das Zappeln in den Brombeerranken und die kurze, taumelnde Flucht Richtung Wald hat sie natürlich bis zum Verenden einige Bewegungen gemacht. Das Blut ergoß sich auf den Rippen, war erst beim Zerwirken in voller Ausbreitung zu sehen. Der Bereich erstreckte sich als Aufblähung über die gesamten Rippen bis auf den Rücken und den Hals. Wie bereits an anderer Stelle Ihrer Seite beschrieben überwiegend zwischen den dünnen Muskelschichten als sulzige, teils schaumige Einblutung, die sich flächig leicht entfernen ließ. Das ist ein Bild, das ich von anderen rasanten Geschossen kenne und das mich einmal von der 7 mm Rem Mag ab und zu den dicken Pillen brachte.

LM: Nicht die Patrone fliegt ins Ziel, sondern nur deren Geschoß! Welches Geschoß war der Platzer damals?

Allerdings fehlt dem KJG die zerstörerische Wirkung der platzenden Bleiernen Sippe. Man kann nicht alles haben.

LM: Wie auch vom TIG und TUG berichtet wird, drückt der anfänglich noch schwungvolle Bleistaub der Bleierne Sippe oberflächennah Muß, Blut und Knochensplitter in das Wildpret um den Einschuß, das damit für Genuß beschädigt und Lagerung unbrauchbar wird, also verworfen werden muß. Der seinen Hund damit füttert, wird den bald bleischwer erleben, wend der dann mit dem verschlungenen Blei noch lange weiter gesund lebten würde. Das Lutz Möller KJG mit seine wenigen groben Splittern mit vernünftigerweise geringem Wirkungsquerschnitt tut das nicht. So schont das Lutz Möller KJG das Wildpret.

9,3-mm-Wasserleiter.jpg

9,3 mm KJG aus Wassertankversuch 1 mit Splittern , siehe auch Schmalband - Breitband und Bluterguß

Zu Ihren Fragen und Anmerkungen zum letzten Reinigung und Bettung hilft:

Die Ringscheibe ist die, die in Quickload hinterlegt ist. Streukreis ist angegeben. 1,6 cm bei kalter Waffe mit den müden GECO's ist nicht schlecht.

Das in Quickload eingegebene Hülsenvolumen war, genau wie sie anmerken, das Volumen der in der Waffe abgeschossenen, geweiteten Hülse. Also das Max.- Volumen, daß sich im Verbrennungsvorgang jeweils einstellen wird. bemerkenswert war für mich, daß die Druckzeichen am Anzündhütchen bei der voll- und teilkalibrierten Hülse unterschiedlich sind. Bei der vollkalibrierten, bzw. neuen Hülse ist es deutlich stärker abgeflacht. Kann das am größeren Verschlußabstand liegen?

LM: Das will ich sehen und bitte um Bilder!

Natürlich werden Jagdwaffen kalt geschossen. Leider hatte ich nicht die Zeit die Waffe völlig auskühlen zu lassen. Um so besser, wenn man auch warm noch etwas trifft. Ein systematisches Klettern konnte ich nicht feststellen, nur die Streuung hatte zugenommen.

LM: Eben!

Mit besten Grüßen V. T. Montag, 29. Oktober 2007 22:41

Geschichte

Hallo Herr Möller,

schnell einige Antworten:

wenn ich mich richtig erinnere hat mein Vater damals bei der 7 mm Rem Mag überwiegend H-Mantel Geschosse verwendet, die schönen Zerstörer mit der Kupfer-Hohlspitze.

Bilder der Druckzeichen werden gemacht. Ich hoffe, daß ich nicht zu eifrig mit der Aufarbeitung der Hülsen war.

Wenn ich an meine mehr als 30 Jahre Jagd zurückdenke, dann waren wir zu Beginn sehr auf Rasanz getrimmt. In Verbindung mit der Bleiernen Sippe gab das die von Ihnen so gut beschriebenen Zerstörungen im Ein- und Ausschußbereich. Unser Gesamteindruck mit Blei war damals, je rasanter, desto stärker die Neigung Blutergüsse zu bilden.

Das machte mich schließlich zum Fan der dickeren, lansamen Pillen. Ich habe einmal sogar mit der .45-70, Teilmantel, einen Bock geschossen. Zugegeben, auf weite Entfernung ging das nicht, aber bis 80 m erinnerte es meinen Spreewald-Freund and die „roten Zeiten“ in den neuen Bundesländern und den Gebrauch der Flintenlaufgeschosse. Die .45-70 stanzte ein großes Loch, stoppte sicher, zerstörte kaum und gab keine nennenswerten Blutergüsse. Daher kam später die Liebe zur 9,3 auf. Die reichte schon etwas weiter, machte auch weniger Blutergüsse, aber mit bleihaltigen Geschossen war die Zerstörung manchmal doch recht hoch. Allenfalls das Blaser CDP hat mich damals auf Rotwild überzeugt.

Ich bin auf weitere Erfahrungen mit dem KJG gespannt.

Übrigens, auch wenn ich Plagiate nicht mag, und weiß wer von wem abgekupfert zu haben scheint, kürzlich berichtete mir ein Jäger von seinen Erfahrungen mit Jaguar Geschossen. Die Präzision begeisterte ihn, die Fluchtstrecken weniger und er berichtete: „Die Präzision des Geschosses ist super die Wirkung nicht ganz augenblicklich bisher trotz Splitterbildung , aber ich bin soweit sehr zufrieden! Die Rasanz ist wie beim Lutz Möller KJG, das halt doch auf nähere Entfernung mal Sulz bringen kann. . .“

Bis heute Abend, V.T.Dienstag, 30. Oktober 2007 12:58

Zündhütchen

Hallo Herr Möller,

da war ich doch etwas zu fleißig und habe die einmal geladenen neuen HP Hülsen sofort wieder teilkalibriert. Davon gibt es also keine Bilder mehr. Trotzdem zwei Bilder

Geco neu | HP teilkalibriert

  1. Bild des Anzündhütchens bei original Fabrikladung der GECO, deutlich abgeflacht. Bei meiner HP Hülse mit 47,4gr N202 war es sogar noch etwas flacher.

  2. HP Hülse, einmal wiedergeladen, teilkalibriert auf Verschlußabstand ~ 0, ebenfalls 3,06 g N202, deutlich weniger geplättet.

Sollte sich das kleinere Hülsenvolumen bei der neuen HP zum Zeitpunkt der Zündung ggf. doch drucksteigernd auswirken?

LM: Wieso schreiben Sie denn „doch“? Da ist doch wohl selbstverständlich ! Kein Platz = mehr Druck!

Die teilkalibrierte Hülse hat natürlich eine etwas geringere Füllung. Andererseits, warum ist auch die schwache Fabrikladung platter?

LM: Wie schwache Fabrikladung?

Liegt es also doch am Verschlußabstand?

LM: Da Sie die Werksladung nicht kennen, ohne die nachzugemessen, könne weder Sie noch ich irgendwelche begründeten Vermutungen anstellen. Alles Andere wäre Spökenkiekerei

Gruß, V. T., Dienstag, 30. Oktober 2007 19:44

Betreff: warum „doch“

Hallo Herr Möller,

heute sind Sie ja wieder super schnell. Kurze Antwort:

a) Klar, gute Füllung, wenig Hülsenvolumen = höherer Druck. Demnach habe ich auch bei der neuen HP Hülse mit besserer Füllung einen höheren Druck erwartet.

b) Nun aber zu Quickload. Dort berechne ich den Druck mit dem Volumen der geweiteten Hülse. Wenn ich mich danach richte, dann aber tatsächlich neue Hülsen oder voll kalibrierte Hülsen nehme, dann wäre nach a) der tatsächliche Druck immer höher als der berechnete. Warum nehme ich in Quickload das größere Volumen? Ich bin davon ausgegangen, daß man das macht, weil sich die Hülse nach Zündung sofort weitet, also im Verbrennungsvorgang dem Patronenlager anpaßt, was zu einer
Volumenvergrößerung führt, die bei der Rechnung berücksichtigt wird.

LM: Ganz richtig!

Gruß V. T., Dienstag, 30. Oktober 2007 21:09

Aha,

und wenn dem so ist, dann hätte ich zunächst einmal erwartet, daß der Druck und die Druckzeichen bei gleicher Waffe und Hülse, also bei gleichem Volumen der geweiteten Hülse, und bei gleicher Ladung auch gleich sind.

LM: Ich auch!

Aber genau das ist aber nicht der Fall, bei größerem Verschlußabstand und kleinerem Hülsenvolumen der neuen Hülse sind die Anzündhütchen platter.

LM: Bitte teile mir den gemessen der beiden verschiednen abgeschossenen Hülsen mit.

Wenn also der Druck gleich sein müßte, weil sich die Hülse sofort weitet und das größere Volumen den höchsten Druck bestimmt, dann muß es einen anderen Grund dafür geben.

LM: Wie gesagt, miß bitte erst mal den Innenraum.

Kann sein, der Patronenboden wird durch den zu großen Verschlußabstand gegen den Stoßboden geschleudert und der dabei entstehenden Impuls verformt stärker?

LM: Vielleicht.

Gruß, V. T., Mittwoch, 31. Oktober 2007 14:01

Das Bessere = Feind des Guten

Hallo Lutz,

Meine alte Mauser, Voere System 98; 9,3x62 KJG, hat eine bewegte Geschichte hinter sich. Als ich sie gebraucht kaufte, sah sie schrecklich aus und hatte einen völlig abgegriffenen Lackschaft. Aber die Schußleistung war recht ordentlich, also wechselte sie den Besitzer. Später bekam sie als Verjüngungskur einen Flintenabzug, dann ein ERA-Schlösschen mit seitlicher Sicherung und einen Magazinkasten mit Klappdeckel und Deine Bremse und wurde auf Lutz Möller Geschosse umgestellt. Mit 25 - 30 mm Streukreis war die Schußleistung nicht schlecht, aber das sollte besser gehen.

LM: Will ich wohl meinen!

Da mich auch das Klappmagazin nicht zufriedenstellen konnte und mir ein Magazin mit ordentlicher Schulteranlage fehlte, wollte ich unbedingt auf ein Wechselmagazin umbauen. In meine 6,5x57 baute ich mit Erfolg das Tornado-Magazin ein. Allerdings kann man das wegen der Patronenlänge für die 9,3x62 KJG nicht verwenden. Außerdem hätte ich dazu einen neuen Magazinkasten benötigt.

So sah das gute Stück also vor dem Umbau aus:


Bild 1, Vor der Zerlegung

Bild 2, nach der Zerlegung

Durch Zufall entdeckte ich dann im Internet den Voere Magazinkasten mit Wechselmagazin und bestellte schnell.

Die Montage ist mit etwas Geschick kein Problem. Man muß allerdings den Schaft, je nach Schaftgeometrie, geringfügig bearbeiten und ggf. auch das Magazin, oder das System etwas anpassen.

In dem Zusammenhang konnte ich auch die Systembettung verbessern. Mir war bereits bei früheren Demontagen aufgefallen, daß das System verspannt war. Man muß kein Büchsenmacher sein um Pfusch zu erkennen. Was machen wohl 3 kleine Metallplättchen am Boden des Freistichs für den Rückstoßstollen. Da wurde als schon einmal ein Problemchen weg gepfuscht. Da das Holz im Bereich der Systemschrauben arg gepreßt wird wird die Passung natürlich nach und nach schlechter. Dazu kommt die Belastung durch den Rückstoß. Da hat man wohl einfach etwas "Material" aufgetragen.

Zur Einpassung des Voere - Magazinkastens mußte lediglich wenig Material am Hebel zum Ausklinken des Magazins weggenommen werden.

Bild 3, Voere Magazinkasten vor der Passung


Bild 5, Röhrchen hinten

Als nächstes mußte eine Röhrchenbettung her, um den Abstand zu wahren. Dazu werden zwei Aluminiumröhrechen angefertigt und später mit der Bettung eingeklebt.

Bild 5, System mit Röhrchen

Die alten Bohrungen der Systemschrauben werden großzügig aufgebohrt und im Bereich der neuen Bettung wird Material ausgestochen und der Schaft gut aufgerauht.

Bild 7, Bett freigestochen

Um das Bett nach vorn und auch die Lage und Höhe des Systems vor der Bettung etwas zu begrenzen legte ich zunächst vorn eine Wulst aus Epoxy-Knetkleber eingelegt preßte das System in die Endlage. Man sieht das Ergebnis gut vor der freigestochenen Fläche. Ohne diesen kleinen Kniff könnte das System später zu leicht zu tief in die neue Bettung einsinken und die Unterseite am Magazinkasten nicht mehr fluchten.

Danach beginnt eine kleine Zitterpartie, denn man hat nur einen, möglichst fehlerfreien Versuch. Das System muß unbedingt gründlich mit Trennwachs beschichtet werden. Ich nehme dazu Bohnerwachs aus der Tube. Als Better kommen viele Epoxidbasische Kaltmetalle in Frage. Das Ergebnis ist m. E. besser und kostengünstiger als viele Sonderbettungsmittel. Kleine Bettungen kann man sehr gut mit JB-Weld herstellen. Für meine Bett benötigte ich rund 50 Gramm Masse. Ich nahm ein Kaltmetall (Belzona 1111), das auch in der Industrie zum Einsatz kommt. Es hat den Zustand weicher Spachtelmasse, wird sehr hart, ist abriebfest, gut mechanisch bearbeitbar, ausgezeichnet Chemikalien beständig, schrumpft kaum und kann das System leicht für immer mit dem Schaft verbinden, wenn man Trennwachs vergäße!

Das Bettungsmittel wird zunächst in dünner Schicht sorgfältig in alle angerauhten Flächen einmassiert. Danach wird es satt und blasenfrei auf alle Flächen aufgetragen, auch die Röhrchen soll man nicht vergessen. Zum Abschluß wird das System vorsichtig in das Bett eingelegt und verschraubt. Austretendes Bettungsmittel ist sofort zu entfernen. Nach 2 Stunden ist die Masse so weit ausgehärtet, daß man wieder ausschäften und die Masse noch gut bearbeiten kann. Das ist schon ein spannender Moment, denn trotz Trennmittel haftet das System bei guter Passung verdammt gut. Das Ergebnis ist ein sehr beständiges und spannungsfreies Systembett.

Bild 8, das neue Bett

Der Schießtand beweis dann eindrucksvoll, meine Dicke Berta schießt jetzt tatsächlich Loch - in - Loch, völlig thermostabil. Besonders bemerkenswert war dabei, die Visierlage, mit Kollimator gemessen, hat sich nicht verändert. Die Treffpunktlage lag aber dennoch tatsächlich 130 mm höher als vor der Umbettung.

So groß war also eine Abweichung die ausschließlich auf Verspannungen der Systembettung zurückzuführen war.

Bis zur nächsten Lutz Möller KJG - Bestellung

Gruß, V. T., Samstag, 8. November 2008 21:00

Wetter

Hallo,

Geld ist bezahlt. Ich habe habe gleich das doppelte daraus gemacht, da sich herausgestellt hat, daß die Sauer 90 in 8x68S jetzt doch eine Acrylglass Bettung braucht , weil sie mit dem Temperatur- und Luftfeuchtigkeitsschwankungen (Frühjahr auf Bär: 26 Grad, 95% Luftfeuchtigkeit, 100% Moskitos, Winter Whitetail: -22Grad, 35% Luftfeuchtigkeit) hier in Kanada überhaupt nicht klar kommt. Sauer 90 haben ja eigentlich auch keine richtige Bettung. Die Treffpunktlage verstellte sich dauernd, der Vorderschaft hatte sich wahrscheinlich durch Austrocknung bedingt mehrfach verzogen und lag asymmetrisch am Lauf an. Dadurch wanderte die Treffpunktlage je nach Auflage und Anzahl der Schüsse bzw. Laufwärme und spontan mit der Temperatur. So gern ich Waffe und Kaliber mag, ich habe noch nie so viel Munition aus einer Waffe zum Einschießen verbraucht.

Fazit: Wer mal im Winter nach Saskatchewan kommt sollte definitiv eine gut gebettete, unempfindliche Waffe mitbringen.

Fazit: Ich hätte gern noch mal 100 St. der 9 g 8mm KJG/8003. Bitte an dieselbe Adresse in Deutschland.

Habe diesen Herbst ein Hirschkalb von ~ 50 kg mit der 8x68 geschossen. Stück ging flüchtig aus einem Gehölz übers freie Feld ab. Schuß aus 30 m saß mittig auf dem Träger (zuviel vorgehalten und Waffe hatte unbemerkt 30 cm Hochschuß (obwohl 3 Tage vorher bei –5 Grad prüfgeschossen). Stück lag im Feuer, Ein- und Ausschuß waren kalibergroß, Kugel hatte die Wirbelsäule durchtrennt, 2 Wirbelkörper waren nur noch Knochensplitter, praktisch kein Wildbretverlust. Leider keine Bilder.

Habe noch Bilder von der Elchjagd, die schicke ich mit der nächsten mail

Bitte nur Vornamen und keine email veröffentlichen (muß man hier ja immer dazusagen...)

schönen Advent, Christian, Mittwoch, 10. Dezember 2008 21:36

Röhrchenbettung

Hallo Lutz,

keine Sorge, ich kann so viel essen wie ich will, ich halte meine 180 kg problemlos ;-).

Gestern habe ich einer meiner neuen KK Match eine Röhrchenbettung verpaßt. Leider habe ich Glas und Montage dazu noch nicht bekommen. Auf Schrotschußentfernung trauen die Krähen sich nicht mehr an unser Haus. Da mußte halt investiert werden.

Würdest du das Material an der Laufwurzel entfernen, oder nicht?

Gruß, Daniel, Dienstag, 30. Dezember 2008 19:35

Moin Daniel

ich meine so nah an der Befestigung wird das nicht stören. Prüfe doch erst mal die Leistung mit - entfernen kannst Du das später ja immer noch.

Gruß Lutz

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