Fragen & Antworten zum Lutz Möller Geschoß

Fragen & Antworten

zum Lutz Möller-KJG

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Inhalt Schnelle & Wirkung | Genauigkeit & Prüfung | Wärmeeinfluß | Dreck & Genauigkeit

Schnelle & Wirkung

Frage: Wie schnell muß ein Möller Jagdgeschoß sein, um die zielballistische Wirkung auf die gewünschte jagdliche Weite zu gewährleisten?

Antwort, kurz: Je schneller, desto weiter. Lang: Die Strömungsmechanik kennt den Staudruck zu p = ½ •r • v². Siehe selbst, welche sagenhaft Höhe Drücke die Kugeln im Aufprall erfahren. Gib in den Rechner ein paar übliche Zielgeschwindigkeiten [m/s] ein. Drückst du dann im Rechner auf den „“-Knopf errechnet der Dir den Druck [bar], 1 bar = 105 Pascal = 105 N m-2

Staudruckrechner

p = ½ • r• v²

Schnelle: [m/s] Druck: [MPa]

Im Ziel stößt die Geschoßspitze das Fleisch an, beschleunigt es, so daß es seitlich fortfliegt, bis es entweder überdehnt und reißt oder zurückfedert. Die kurzweilige Wundhöhle dauert nur Sekundenbruchteile an. Wasserdampf füllt die feuchte Höhle. Der Druck ist der des Wasserdampfes. Im Inneren herrscht nur der Wasserdampfdruck:

Wasserdampdruckverlauf(Wärme), Quelle: http://www.thur.de/philo/tanja/wasser.php

Kugel mit und ohne Hohlspitze im Ziel ( Druck rot)

Geschosse im Ziel, rechts Hohlspitzgeschoß
Farben: grau: Fleisch, weiß Wasserdampf

Jedes Geschoß ist im Ziel nur vorn an der Spitze benetzt. Auf die Hohlspitze wirkt von innen der sich im nicht zusammendrückbaren Fleisch zu p = ½ • r • v² ergeben Höhe Staudruck. Außen liegen bei gewöhnlicher Leibeswärme nur etwa 0,036 bar an, als nur ein Bruchteil der herrschenden Luftdruckes ~ 1,013 bar. Das ist auch der Grund aus dem gelegentlich Schnitthaar oder Dreck in die Wunde hineingesogen werden. Lutz Möller Geschosse sind so gebaut, daß sie bis herunter zu etwa 700 m/s sicher splittern und so den gewünschten Splitterwucht erbringen. Bei Zielgeschwindigkeiten weit darunter läßt die Wirkung deutlich nach. Als Beispiel betrachte ich nun das 9,3 mm Lutz Möller KJG

9,3 mm Lutz Möller KJG Mindestgeschwindigkeit

9,3-mm-KJG.jpg
9,3 mm Lutz Möller KJG
V0 [m/s] 1.000 975 950 925 900 875 850 825 800
GEE [m] 216 212 204 200 195 189 183 180 172
+ - 5 cm [m] 250 245 237 231 229 227 224 223 200
700 m/s Weite [m] 366 331 305 276 242 215 181 148 115
650 m/s Weite [m] 424 392 352 334 305 271 243 211 177

Üblichen 9,3 mm Patronen ergeben
bei vollem CIP-Druck folgende Geschwindigkeiten
Nur 0,9-fachem-CIP-Druck
derselben 9,3 mm Patronen mindert die Geschwindigkeiten
Patrone 9,3x62 9,3x64 9,3 x 74 R 9,3x62
# 90 %
9,3x64
# 90 %
9,3 x 74 R
# 90 %
V0 [m/s] 920 986 888 888 958 857
V300 [m/s] 685 756 643 643 711 612
W700 m/s [m] 269 350 231 231 313 191
W650 m/s [m] 330 406 288 288 373 250

Bei minderem Druck, der z. B. geladen wird, wenn man in eine heiße Gegend reist, z. B. Afrika und sich vor hitzebedingt erhöhtem Gasdruck fürchtet sinkt außer beider guten 9,3x64 Patrone die Zielgeschwindigkeit in 300 m Weite unter 700 m /s. Gerade bei der in Kipplaufwaffen gern geführten 9,3 x 74 R sind gut 600 m/s eben durchaus nicht mehr etwa 700 m/s. Der Staudruck fallt bei der geringeren Geschwindigkeit mit 1 - (612/700)² = 24% geringer aus. Der Unterschied ist also nicht mehr zu vernachlässigen. Hier muß nachgemessen werden. Der vom Zerleger bekannte Versuchsaufbau mit Wasserflaschen in einem Stahlrohr wird wieder benutz werden, um zu prüfen, wie die Lutz Möller KJG bei niederen Schnellen ansprechen. Wir wollen wissen, bis zu welchen Geschwindigkeit herunter die Hohlspitze platzt und die für den anfänglichen Splitterwucht erforderlichen Splitter bereitstellt.

Tikka-512.jpg

Tikka 512 Bockbüchse

Dazu werden in 9,3 mm folgende Ladungen verwendet

9,3-mm-KJG+9,3x74R-Huelsenboden.jpg

94 mm lange 9,3 x 74 R Patrone im 60 cm Lauf mit 9,3 mm Möller Jagdgeschoß; 30,8 mm lang; 12 g schwer; BC 0,387


Masse
[g]
Dichte
[%]
Druck [bar] Umsatz
[%]
V0
[m/s]
Bemerkung
höchst vorn
1,01 46,4 1.818 134 100,0 502
1,11 51,0 2.059 146 100,0 527
1,21 55,6 2.310 158 100,0 551
1,32 60,7 2.598 171 100,0 576
1,43 65,7 2.896 184 100,0 600
1,44 45,9 2.470 190 100,0 601
1,55 49,5 2.762 203 100,0 625
1,67 53,3 3.096 217 100,0 650
1,80 57,4 3.477 231 100,0 674
3,02 72,1 1.567 406 88,44 676
3,13 74,8 1.716 425 90,19 700
3,25 77,6 1.893 445 91,95 726
3,37 80,5 2.086 464 93,54 752
3,48 83,1 2.277 480 94,85 775
3,60 86,0 2.502 497 96,11 801

9,3 x 74 R Zielwiderstandversuchsreihe

Versuchsaufbau-1.jpg

Versuchsaufbau vom Schützen gesehen

Versuchsaufbau: Das kleine Ziel, PET-Wasserflaschen in Splitterfangrohr

ungenügend

527 m/s ungenügend

Wasserflasche von unten

9,3 mm Lutz Möller KJG 600 m/s

Schrägtreffer, vergeigt

9,3 mm Lutz Möller KJG 625 m/s

Ja endlich, da sind sie ja, die aufgerollten Splitter der Hohlspitze bei 650 m/s ♥ !

Je schneller desto besser, aber zwei fehlen (Hülse mit Papierschnipsel), wo sind die?

Zwei Kupfernieten im Boden der Splitterfangröhre (551 und 576 m/s) blieben von den verlorenen Geschossen, die die Wasserflasche nur striffen, also nicht den gewollten Zielwiderstand sahen. Bei den Versuchen zum Zerleger hatte ich größere Flaschen und daher sichere Ergebnisse. In diesen Versuchen steckt leider großer Zufall, weil die Faschen so klein waren. Man mag ja kaum glauben, auf ein paar Meter sei so eine Wasserflasche nicht einfach und genau zu treffen, leider ist das so. Der ganze Versuchsaufbau war nicht sonderlich fest und die Lage und Richtung von Schuß zu Schuß änderte sich. Daher saßen die Treffer nicht immer mittig und fluchtete eher selten (siehe Holzschlitz). Eine Nichtfunktion kann also am Aufbau gelegen haben (Siehe Kupfernieten). Funktion hingegen schließt Fehler aus. Das wesentliche Bild zu dieser Versuchsreihe ist von 650 m/s. Die deutlich aufgerollten Hohlspitzsplitter zeigen den beabsichtigten Splitterwucht ab dieser recht niedrigen Geschwindigkeit an. Die Lutz Möller KJG sind für mindestens 700 m/s Zielgeschwindigkeit entworfen. Diese Prüfung hat das 9,3 mm Lutz Möller KJG also mit 50 m/s Sicherheit nach unten hervorragend bestanden.

752 m/s sind ganz schlecht für Reh und Schwein!

9,3 mm Lutz Möller KJG 801 m/s Schrott und ein paar ältere Splitter im Sammeleimer. Die wirken!

Versuchsträger war ein Tikka 512 Bockbüchse, die sich sehr angenehm schoß.

9,3 mm Lutz Möller KJG Splitter aus den Versuchen zur Ermittlung der waidgerechten Mindestgeschwindigkeit

7 mm Lutz Möller KJG Mindestgeschwindigkeit



7 mm Lutz Möller KJG

V0 [m/s] 1.100 1.050 1.000 975 950 925 900 875 850 825 800
G.E.E.[m] 280 233 222 216 211 206 202 197 191 184 178
± 5 cm [m] 280 270 257 250 244 239 234 227 221 213 206
700 m/s Weite [m] >500 476 419 383 352 317 285 250 213 177 141
600 m/s Weite [m] >500 >500 >500 >500 500 473 433 400 366 327 290

Die üblichen 7 mm Patronen ergeben
bei vollem CIP-Druck folgende Geschwindigkeiten
Bei nur 0,9-fachem-CIP-Druck ergeben
dieselben 7 mm Patronen mindere Geschwindigkeiten
Patrone 7x64 7 x 65R 7 x 57 7 x 57 R 7x64 90% 7x65R # 90% 7 x57 # 90% 7 x57 R # 90%
V0 [m/s] 1.021 995 950 931 990 964 917 894
V300 [m/s] 802 783 744 718 773 788 705 683
W700 m/s [m] 441 410 351 324 402 368 307 276
W600 m/s [m] 600 561 508 479 556 520 461 429
Kornsockel.jpg

7x64 Lutz Möller KJG-Patrone vor Kornsockel auf 65 cm langem Achtkantlauf

Sauer-7x64.jpg

Sauer 80 Reptierbüchse in 7x64 mit Schmidt & Bender 3 - 12 x 50 Zenith FD7 Zielfernrohr

As nächstes wird das 7 mm Lutz Möller KJG geprüft werden, weil es das kleinste mit dem annähernd gleichen Splitterwucht wie das große ist, nur meist schneller abgeschossen wird.

7x64-KJG-Patronen-mit-Wikinger.jpg

83,7 mm lange 7x64 Patrone für 65 cm Lauf mit 7 mm Möller KJG; 30,5 mm lang; 7,5 g schwer; BC 0,435

Nr.

Masse
[g]
Dichte
[%]
Druck [bar] Umsatz
[%]
V0
[m/s]
Bemerkung
höchst vorn
1 0,69 36,4 1.424 138 100,0 501
2 0,76 40,1 1.609 151 100,0 526
3 0,83 43,8 1.800 164 100,0 550
4 0,91 48,1 2.024 178 100,0 576
5 0,99 52,3 2.256 193 100,0 602
6 1,07 56,5 2.494 207 100,0 626
7 1,16 61,3 2.772 222 100,0 652
8 1,25 66,0 3.060 238 100,0 677
9 1,34 70,8 3.358 253 100,0 701
10 1,43 75,5 3.668 268 100,0 725
11 1,53 80,8 4.025 285 100,0 750
12 1,62 59,6 4.023 305 100,0 775
13 1,73 63,6 4.444 323 100,0 802

Nun mit 7 mm . . .

Der Regen befahl ein Pause

7 mm Lutz Möller KJG 501 m/s langen nicht

Die komische Kupferassel bei 526 m/s flößt kein Vertrauen ein

Auch 550 m/s bringen's scheinbar auch nicht, oder schoß ich immer an den Pullen vorbei?

Hurah! Da sind die Splitter, die die Wirkung bringen! Bei nur 576 m/s ♥ !

7 mm Lutz Möller KJG 576 m/s Splitter noch mal in groß

Brave Sauer 80 in 7x64

7 mm Lutz Möller KJG mit 602 m/s schräg, außermittig getroffen

src="/Munition/Splitter/7-mm-652-ms.jpg" height="auto" width="100%">

652 m/s sehr schön

Den Boden in der Mitte und längs zu treffen ist gar nicht so leicht.

7 mm Lutz Möller KJG liefert mit 677 m/s (unten) voll die guten Splitter, darüber bei -25 m/s auch

Schön gefährliche 7 mm Lutz Möller KJG-Kringel bei 725 m/s

7 mm Lutz Möller KJG Splitter: Ein Stoff der tötet!

Jetzt geht es „Auf das Rohr!“

Quer ohne Wasser durchschlägt das 7 mm Lutz Möller KJG vor 3,6 g RP3 in der 7x64 doch 7 mm Stahl

So mal von oben in die Röhre geschaut. Da sind innen reichlich Splitterschäden und . . .

. . . von außen eine Beule. Was ist denn das?

Ein 7 mm Lutz Möller KJG Steckschuß nach 2 mal 7 mm Stahl!

7-mm-KJG-Splitter.jpg

7 mm Lutz Möller KJG Splitter nach Versuchen zur Ermittelung der waidgerechten Mindestgeschwindigkeit

So, nun kann ich die eingangs gestellte Frage

„Wie schnell muß ein Möller Jagdgeschoß sein, um die zielballistische Wirkung auf die gewünschte jagdliche Weite zu gewährleisten?“

zumindest für das kleinste und größte übliche Lutz Möller KJG beantworten:

7 mm KJG

Um gut zu wirken soll das schlanke 7 mm Lutz Möller KJG sein Ziel mit mindestens 576 m/s treffen

9,3 mm KJG

Um gut zu wirken soll das dicke 9,3 mm Lutz Möller KJG sein Ziel mit mindestens 650 m/s treffen

Die sicher nutzbare jagdlich Weite ergibt sich damit dann vor allem aus der Mündungsgeschwindigkeit. Diese vorherzusagen erlaubt Hartmut Brömels Innenballistikprogramm Quickload mit der zugehörenden Außenballistiksoftware Quicktarget, die man sich leisten sollte, wenn die Frage genau beantwortet werden soll. Für die empfohlenen Lutz Möller KJG-Ladungen für die gängigen Jagdpatronen hingegen gebe ich die Daten an.

9,3 mm Lutz Möller KJG Mindestgeschwindigkeit

Ein gutes Beispiel für die tatsächlichen Möglichkeiten des 9,3 mm Lutz Möller KJG und die Übereinstimmung mit Rechnung und Versuch lieferte U. Hörnchen mit der 9,3x64 2006 in Namibia mit einem kleinen Klippspringer (kleiner als ein Reh) den der auf 314 sauber erlegte.



Klippspringer, 39,5 SCI Punkte, Erlegt im Khomashochland, Schußentfernung gemessene 314 m, näher kommen unmöglich. Wild sehr aufmerksam, offener Berghang. Waffe : 9,3x64, Lutz Möller KJG, Schuß aufgelegt, Glas mit 10-facher Vergrößerung etwas tief halbspitz von hinten zum Rippenbogen hinein, Ausschuß 2 cm Ø auf der Gegenseite vor dem Blatt. Keine Flucht.

Lutz Möller 31. Mai 2006

Genauigkeit & Prüfung

6,5 mm Sportgeschosse

Frage? Welcher Streukreis soll erreicht werden?

Antwort: Das hängt ganz von den Prüfbedingungen ab. Jäger betrachten gewöhnlich die Ergebnisse auf 100 m. Man muß die Auflage beachten. Falls eingespannt geschossen wird, muß festgelegt werden, ob eine jagdliche Waffe eingespannt wird, oder ein Prüflauf. Lapua, bekannt für deren gute Sportgeschosse Scenar und Lockbase, spannt die Prüfläufe vorn. Norma dagegen hinten. Ergebnisse aus verschiedenen Prüfanordnungen können nicht sinnvoll gegeneinander verglichen werden. Bei den Messungen spielt auch die Wärme eine wichtige Rolle:

Wärmeeinfluß

Kemira beschrieb in einer alten Broschüre folgende Meßwerte zu Pulvertemperatur, V0 und Gasdruck einer .308" Win-Patrone mit 9,5 g Vollmantelgeschoß vor 2,91g N135.

Wärme Gasdruck V0
- 55° C 2.620 bar 775 m/s
+ 21° C 3.510 bar 836 m/s
+ 60°C 3.810 bar 856 m/s

Kürzeres oder längeres Verweilen eines Geschosses im, bei Reihenfeuer sich von Schuß zu Schuß erwärmenden, Gewehrlauf beeinflußt die Gewehrlaufschwingungen und damit die Trefferlage deutlich, siehe Genauigkeit und Ladungsleiter.

83,7 mm lange 7x64 Patrone für 65 cm Lauf
mit 7 mm Möller Jagdgeschoß; 30,5 mm lang; 7,5 g schwer; BC 0,435

Nr.

Masse
[g]
Dichte
[%]
Wärme
[°C}
Druck [bar] Umsatz
[%]
V0
[m/s]
Zeit
[ms]
höchst vorn
1 3,56 97,2 - 40 3010 672 96,73 936 1,254
2 - 30 3125 674 97,20 946 1,233
3 - 20 3245 675 98,34 956 1,213
4 - 10 3367 675 98,95 966 1,193
5 ± 0 3,492 674 99,42 975 1,175
6 + 10 3619 671 99,75 984 1,156
7 + 20 3750 668 99,95 993 1,139
8 + 30 3883 663 100,0 1001 1,122
9 + 40 4018 658 100,0 1008 1,105
10 + 50 4156 653 100,0 1015 1,089

Über diese Reihe freut sich der Afrikareisende. In Deutschland bei 20°C mit 3.750 bar (piezo) bei 0,9-fachemCIP-Höchstdruck eingeschossen, erreicht er bei 50°C in Afrika mit 4.156 den CIP Höchstdruck zu 4.150 bar. Von daher war gar nicht so schlecht beraten den 0,9-fachen Grenzdruck zu wählen, um auch in der Hitze im zulässigen Bereich zu bleiben. Klar wir dort die Waffe ggf. noch wärmer, aber die Waffe kann auch mehr ab, schließlich ist sie ja mit 25% über CIP-Druck geprüft. Ich bin dort im Winter allerdings oft morgens bei Frost ausgerückt um dann mittags bei angenehmen 25°C zu jagen, wobei schwarze Waffen, wenn sie in der Sonne liegen, wärmer werden.

Die Durchlaufzeiten in diesem Beispiel unterscheiden von 10 bis 50°C um ~ 6%. Sofern der Lauf mit einer Eigenfrequenz von mit 2 khz schwingt, oder mit 0,5 ms Wiederkehr, bedeuten 0,067 ms Durchlaufzeitunterschied etwa ein siebtel Wiederkehr Phasenverschiebung zwischen Eigen- und der veränderlichen Schwingung.

Aus Ladungsleitern mit gewöhnlichen Jagdwaffen wissen wir, die Ladung nur um ein hundertstel Gramm Pulver zu ändern kann bei derselben Waffe, je nachdem ob sich die Ladung um einen „süßen Fleck“ bewegt, oder außerhalb, den Treffpunkt um 1 cm auf 100 m oder um 3 cm je 100 m ändern. Der Sinn dieser Ausführungen soll sein dem Leser nahe zu bringen, daß nur jagdähnliche Prüfungen sinnvoll sind, wenn man erfahren will, wie gut die Munition im jagdlichen Einsatz vermutlich sein wird, denn der Jäger spannt nicht ein und der Jäger schießt nicht warm. Von daher wäre sinnvoll Prüfungen mit kalter Waffe zu beginnen und nicht mehr als drei Schuß zu schießen, denn das mag bei der Jagd noch mal vorkommen, Reihenfeuer auf Genauigkeit aber nicht.

Längere Schußreihen, z. B. 10 Schuß oder mehr, im eingespannten Prüflauf prüfen vor allem den Wärmegang des Pulvers (Lebhaftigkeit über Temperatur) und das Phasengang der Prüfanordnung zwischen Durchlaufzeit und Eigenschwingung ab, nicht das Geschoß! Sofern der Prüflauf vorn eingespannt ist, können die Laufschwingungen an der entscheidenden Mündung weitestgehend unterdrück werden. Es ist also kein Wunder daß Lapua, mit vorn eingespannten Prüfläufen in der Lage seine Sportgeschosse patronen- und ladungsunabhängig zu prüfen und dauerhaft höchste Qualität zu liefern, während sich andere Hersteller in der Prüfung schwer tun, Ladungseinflüsse vom Geschoß zu trennen und hinfort wenig über das Geschoß wissen. Das muß nicht sein. Ein zielführende Geschoßprüfung soll dem Ladungs- und Schwindungseinfluß mindern, nicht betonen. Den Prüflauf vorn fest einzuspannen ist ein wirksame und einfach Maßnahme den Ladungseinfluß vom Geschoß zu entkoppeln. Als nächsten muß der Prüflauf zwischen den Schüsse gekühlt werden, z. B. durch Preßluft, wenn die Zeit nicht für Selbstabkühlung reicht.

Man muß sich genau im Klaren sein, was man messen will, wenn die Prüfbedingungen festgelegt werden. Wesentlicher Unterschied im Prüfziel kann sein die Munition mit allen Einflüssen zu untersuchen, oder einzelne Einflüsse auszusondern, z. b. das Geschoß. Ein und dieselbe Prüfung kann aber nie beide Einflüsse gemeinsam untersuchen. Das muß man wissen. Sonst erfährt man nichts.

Lutz Möller KJG treffen auf den Punkt, wenn der Schütze das richten kann und die Munition von Patrone zu Patrone gleich ist. Praktisch gesprochen sind auf 100 m zusammenhängende Löcher möglich. Vorbedingung ist Munition aus gleichschweren Hülsen (± 0,1g) mit gleichen Ladungen (± 0,05 g) bei gleicher Temperatur. Weiter dürfen die Geschosse in der Hülse bei Drehung nicht weiter als 0,01 mm schlagen. Je weiter der Einsatz von diesen Bedingungen abweicht, desto weiter öffnet sich naturgemäß der davon bestimmte Streukreis.

Mit herkömmlichen Werkzeug ohne sonderliche Aufwand geladen Lutz Möller KJG treffen aus den meisten Waffen bei drei Schüssen vorn und hinten aufgelegt aus der Schulter geschossen auf 100 m binnen 2 - 3 cm, teils besser. Diese Werte zu unterschreiten ist den Geschossen möglich, fordert aber deutlich erhöhten Aufwand beim Laden und Schießen. Gewöhnlich Jäger brauchen solche übertriebene Genauigkeit nicht, könne sich den Aufwand ohne Nachteile schenken. Nur für weite Schüsse über 300 m muß man sich doch kräftiger ins Zeug legen!

Drei-Schuß-Gruppen aus der kalten Jagdwaffe sollen 3 cm unterschreiten.

Zehn-Schuß-Gruppen aus dem heiß geschossenen hinten eingespannten Prüflauf sollen 4 cm unterschreiten.

Dreck & Genauigkeit

Frage: Wie weit darf der Lauf (durch Pulverabbrand) verschmiert werden ohne die Genauigkeit zu beinträchtigen?

Waffen werden dreckig eingeschossen, fertig eingerichtet in den trockenen Schrank dreckig weggestellt und für den nächsten Einsatz wieder dreckig hervorgeholt und so benutzt. Das zu tun stellt gleiche Reibungsbedingungen von Schuß zu Schuß sicher. Lediglich Waffen, die in nicht ganz trockenen Schränken aufbewahrt werden müssen, sind einzuölen. Vor der nächsten Benutzung müssen die entölt werden. Ölschüsse sind zu unterlassen, sie können den Lauf dauerhaft schädigen (aufbauchen).

Geschosse, besonders über 900 m/s schnelle, reiben im Lauf bis hin zum Reibschweißen. Das Kupfer muß mit Salmiakgeist oder Ammoniumoleat (siehe Rohr frei) abgelöst werden. das soll spätestens alle 40 Schuß geschehen oder all halbe Jahr, je nachdem, was eher eintritt. Bei Patronen, die ihre Geschosse über 1.000 m/s verschießen, soll der Lauf alle 20 Schuß entkupfert werden. Bei ganz schnellen, wie z. B. der 5,6x61 Super Expreß vom Hofe wird das vermutlich alle 5 - 10 Schuß erforderlich sein. Erfahrungen liegen noch nicht vor, werden aber demnächst gemacht.

Lutz Möller 27.Mai 2006,

Guten Morgen, bester Herr Möller!

1. Vielen Dank für diese zusammenfassende Abhandlung.

LM: Gern geschehen!

2. Den Satz (Zeile 8) : „Der Druck ist der des Seitlich und hinten fliegt es im Wasserdampf“ ist für mich nicht verständlich. Vielleicht ist es möglich, dies zu konkretisieren?

LM: Lieber Herr Schmidt,

Der Satz ist Unsinn und inzwischen verbessert. Im Inneren der kurzweiligen Wundhöhle herrscht nur Wasserdampfdruck, der deutlich kleiner as der atmosphärische Druck ist. Deshalb, und weil der Treffer das Fleisch auseinanderschleudert, spannt, dehnt, drückt die Umgebungsluft den beim Treffer deutlich aufgeblähten Wildleib so wie das gespannt Fleisch, wenn es nicht durch Überdehnung gerissen ist, schnell wieder zusammen. Das Ganze pulsiert eine Male. Es geht zu schnell, um es mit bloßem Auge zu erkennen.

3. Dreck & Genauigkeit: Falls ist dies richtig verstehe, müßte nach einer Reinigung mit Salmiak konsequenterweise erstmals ein Probeschuß abgegeben werden, damit ich die gleiche TPL habe wie beim Einschießen der Waffe. Für mich als Jäger hieße das: 1. Schuß in den Sand, 2. Schuß : Bock ( Natürlich nicht zum gleichen Zeitpunkt )?

Ja genau. Wenn Sie die Waffe allerdings dreckig wegstellen, müssen Sie das nicht jedesmal tun.

MfG, H. Schmidt, Samstag, 27. Mai 2006 11:30

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