Billigmunition

Billigmunition

lohnt die Zeit nicht sich damit zu beschäftigen

Hallo Lutz,

neulich war ich mal wieder zum Papierbohren unterwegs. Leider kam ich vorher nicht zum Patronenbasteln, hatte also nicht meine Handladung in .223" Rem mit dabei, sondern kaufte vom Standbetreiber 2 Schachteln äußerst günstige Patronen Remington UMC 55 gr VM desselben Geschoßgewichtes wie meine Handladung.

Die steckte ich dann in mein Gewehr und fing an zu schießen. Die ersten 5 Einschläge lagen mit 3 cm recht eng beisammen. Daher konnte sich einer der anwesenden Profiballistiker auch nicht die Bemerkung verkeifen, billige Munition würde nur von den etablierten teuren Herstellern schlecht geredet, billige träfe Munition oft genauso gut wie teure, also sei alles nur Reklame. So weit so gut.

Die nächsten 5 Schuß streuten über die Scheibe mit rund 8 cm Streukreis (meine Handladung liegt regelmäßig bei 15 mm, teilweise darunter). Der erste Ballistikermeinte, der Steuermann habe versagt. Der zweiten meinte, das erste wäre Zufall gewesen, die billige Munition sei immer schlecht und träfe auch immer schlecht.

Die weiteren 5 Schuß lagen z. T. eng beisammen (3 Schuß), aber es gab zwei Ausreißer, die den Streukreis öffneten. Die letzten 5 Schuß ergaben 2 Gruppen von 2 und 3 Löchern, die zusammen lagen, in Summe war die Gruppe aber schlecht. Die zweite Schachtel, die ich noch hatte, habe ich nicht angebrochen, sondern zusammen mit einer Schachtel 300 WinMag von PRVI Partisan, mit nach Hause genommen, denn jetzt war mir das dumme Gelaber zu viel und ich wollte wissen, was denn nun an den verschiedenen Aussagen zu billiger Munition dran sei.

Zuhause angekommen ging ich in meine Hexenkammer und zog aus den beiden Munitionslosen die Geschosse mittels des dafür sehr geeigneten Geschoßziehers von RCBS.

Geschoßzieher

Ich wog die Geschosse und stellte bei der 5,6 mm Remington Gewichtsabweichungen von ± 0,1 gr fest. Das ist ein guter Wert.

Bei den 7,6 mm 11,7 g PRVI-Geschossen waren es schon ± 0,5 gr, also 1 gr vom leichtesten bis zum schwersten Geschoß. Das ist schlecht.


Bei den Ladungen ergaben sich bei der Remington ± 5 % Abweichungen. Das nenne ich mal eher grobmotorisch.

LM: Unmöglich!

Einige Ladungen waren nacheinander absolut gleich schwer. Zieht man also nacheinander „5 Richtige“, ergeben sich gleicxhe Ladungen und gleiche Treffer, da die Projektile ja ganz i. O. waren. Greift man sich die falschen 5, streut das Trefferbild. So kommen dann Aussagen zustande, wie S&;B schieße ganz ordentlich, oder PRVI träfe auch. Das ist reiner Zufall, kann nach den Messungen gesagt werden.

Die Ladungen der PRVI lagen ± 1 % auseinander. Im Vergleich zu der Remington geht eigentlich schon an, ist aber noch kein Vergleich zu Handladungen.

Die Hülsen waren bei der Remington wieder sehr schön. Von den 20 waren 12 innerhalb eines 0,5 gr Intervalls, für mich das Maß um später wiedergeladen zu werden. Der Rest lag außerhalb, allerdings nicht viel (max 1 gr.).


Die PRVI-Hülsen waren wieder schlechter, hier war das Intervall 0,5 Gramm, also 7 mal so viel wie bei den Remington. Zwar sind die 300 WM-Hülsen auch doppelt so schwer. Dennoch sind die Abweichungen hoch.

Lehre

Zusammenfassend läßt sich sagen, bei den UMC/Remington Patronen werden gute Zutaten schlecht zusammengebaut. Bei PRVI ist es eher umgekehrt. Während die Ladung noch relativ genau bemessen wird, streuen die Bauteile. Beides führt zu Streuungen.

Nachbesserung

Ich habe nach den Messungen die Teile wieder zusammengesetzt und die .223" Rem auch schon geschossen. Nachdem das Originalpulver per Waage zugemessen wurde, treffen die Dinger ganz ordentlich (22 mm), .


Bei der PRVI habe ich den Test noch nicht machen können, da ich keine Waffe in .300 WM besitze. Ich bin aber sicher, das sich hier keine deutliche Besserung ergeben hat, weil die Komponenten nicht besonders maßhaltig sind und die Ladung vorher auch schon relativ genau war. Wer mit der PRVI also mal einen vernünftigen 5-Schuß-Streukreis hinkriegt, hat schlicht weg Glück und die richtigen 5 Patronen aus der Packung gezogen.

Die ominösen Waffen, die mit solcher Munition immer eng treffen, kann ich mir nach dieser Messung nicht vorstellen.

Liebe Grüße und ein frohes Weihnachten wünscht Dir Jan, Sonntag, 23. Dezember 2007 18:13

Betreff: Billigmunition

Hallo Lutz, Hallo Jan,

der Bericht 'Billigmunition' trifft - im Gegensatz zu den Probanden - ins Schwarze! Leider habe ich nicht die Ausrüstung und die nötige Erfahrung (Wiederladerschein) um hier ebenfalls zu unterstützen und aufzuklären - bin dafür aber mit Leistungsberichten im Einsatz -. Aufklärung tut dringend Not bei den herkömmlichen und völlig überteuerten Produkten großer Unternehmen. Man schaue sich doch nur die unsinnigen Testberichte in den deutschen Jagdzeitschriften an. Da wird nichts anderes als Glaskugelleserei betrieben, statt stichhaltige Untersuchungsmethoden anzuwenden. Und unter der Jägerschaft wird dies dann auch brustgeschwellt weitergetragen. Auf die angegebene Geschoßmasse und Geschwindigkeit zu vertrauen und dann mal eben auf die Scheibe/Wild zu halten reicht eben nicht aus um Produkt und Produktionsprozeß zu verbessern!

Wie sieht es bei der Maßhaltigkeit der anderen Geschoßparameter (L/B/H, Unwucht, Hülsenmund, Setztiefe, Zündhütchen etc.) aus? Ich bin nicht Ingenieur genug um alle zu erfassen, aber begabt genug um zu realisieren, daß 'Bierdeckel' und 'bumm um' keine Maßgrößen für Jäger sein duerfen.

Frohe Weihnachten Allen und einen schönen Winteransitz dem Einen oder Anderen, CP, Montag, 24. Dezember 2007 13:25

PS: Was kosten mich denn 100 von Deinen neuen Lutz Möller KJG selber zu stopfen (-lassen).

LM: Siehe Lutz Möller GmbH