Mangelnde Munitionswirkung in Afghanistan

Afghanistan

Mangelnde Munitionswirkung

Sehr geehrter Herr Möller,

nachstehende Artikel übermittle ich zur Ihrer Kenntnisnahme.

http://www.zeit.de/politik/deutschland/2010-04/afghanistan-ausruestung-bundeswehr

http://www.bild.de/BILD/politik/2009/09/19/geheimbericht-zu-afghanistan-einsatz/waffen-zu-schwach-panzerwagen-schrott.php

Wie sich aus der Berichterstattung ergibt, stellt General Vollmer einen Zusammenhang zwischen fehlender Mannstoppwirkung und Hartkernmunition (Vollmantel?!) her. Abgesehen vom Treffersitz (ZNS) und anderen Parametern, sind beim Einsatz gegen Weichziele wohl tatsächlich Projektile, die größtmögliche Gewebezerstörung bewirken, insofern wünschenswert. Neben Sprengmunition ist vielleicht ihr "Zerleger" ein Ansatz? Als Rechtsanwalt komme ich zwar nicht umhin, insofern Grenzen im Völkerrecht zu entdecken. Im derzeit herrschenden, politischen Klima ließen sich aber zumindest die Höhen Materialkosten rechtfertigen. Der Rest findet sich.

Mit freundlichen Grüßen, D. D. Mittwoch, 7. April 2010 13:53

LM: Tja, wenn sich nur das Bundeswehrbeschaffungsamt im Laden mal melden würde! Da ist das Zeug ja. Nur um ins Zeughaus und von dort zu den Soldaten zu kommen, müßt es ja zunächst bestellt und bezahlt werden.

Mängel bei der Bundeswehr

Hallo Lutz,

ich kann die Mängel & Sorgen bei der Bundeswehr durchaus nachvollziehen, doch verstehen kann ich dies nicht, weil:

  1. Munition

    Die Munition 5,56 mm x 45 (NATO-Standard) mit Geschoß (vormals M193, jetzt SS109/M855) vom ersten Tag ihres Einsatzes Probleme bereitete. Die Gründe dafür sind mannigfaltig und u. a. bei Dir nachlesbar. Die Bundeswehr entschied sich aber nach 1990 dafür, auch dahingehend umzustellen. Ich hoffe, die Vorteile waren gewichtig genug, die damals ja bereits bekannten Nachteile aufzuwiegen. Ich meine, das war eine schlechte Entscheidung.

    Über den unsäglichen Begriff „Mannstoppwirkung“ - Du verzeihst - mögen sie sich lieber mit Dir als mit mir streiten. Auch wenn ich verstehe, was sie gern hätten.
     

  2. Ausbildung

    Unsere Fallschirmjäger sind sicherlich gut ausgebildete, harte Soldaten. Allein konnte mir bislang keiner erklären, warum es denn in Afghanistan ausgerechnet Fallschirmjäger sein müssen, die vermutlich noch nie im „scharfen Einsatz“ mit dem Fallschirm abgesprungen sind. Hauptsächlich erledigen die ja infanteristische Aufgaben.

    Für die Sprungausbildung geht so viel Zeit drauf, die für andere, wichtige Sachen fehlt, so z. B. Objektkampf, Patrouillentätigkeit etc.

    Vermutlich wären Jägertruppen, namentlich auch (Mittel-) Gebirgsjäger - man möge mir die Ironie nachsehen - besser geeignet.
     

  3. Aufklärung

    Scheinbar nötiger als noch vor ein paar Jahren, kommt diese noch nicht zu den notwendigen Ergebnissen die helfen sollen, solche Desaster wie am Karfreitag zu minimieren, bestenfalls zu verhindern.

    Welche Maßnahmen genau notwendig sind, müssen die Militärs entscheiden, doch sollte man sich nicht nur auf technische Späher verlassen. Wir haben ausgezeichnete Verbände die dies „zu Fuß“ leisten können (sollten). Von mir aus auch mit dem Fallschirm, um mal auf die o. g. Springer zurückzukommen.
     

  4. Einsatz

    Meiner Ansicht nach hat sich das „Tagesgeschäft“ der Bundeswehr in Afghanistan völlig geändert, bes. in den letzten 3 Jahren. Der es von einem Kenner berichtet haben möchte, lese bei Marc Lindemann in „Unter Beschußs„ nach:

    http://www.perlentaucher.de/buch/33920.php

    http://www.amazon.de/Unter-Beschuss-Deutschland-Afghanistan-scheitert/dp/3430300460/ref=sr_1_1?ie=UTF8&s=books&qid=1270653743&sr=8-1

    Hier sollten dem Letzten die Augen geöffnet werden. Für die o. g. Änderung in Richtung bewaffnete Aufklärung und Patrouillentätigkeit mit Feuerkampf gibt es in der Tat nicht die richtige Ausrüstung. Führen wir uns doch mal vor Augen, was ein typ. Kämpfer der Taliban für Waffen einsetzt: Kalaschnikow Sturmgewehre in allen Variationen, alle möglichen Schießprügel mit 7,6 mm x 54 R (vom Mosin über SWD bis zum MG PK), panzerbrechende Waffen, bes. RPG-7 mit tw. neuer Munition und Sprengfallen/Minen.

    Die typischerweise genutzten Fahrzeuge wie DINGO, MUNGO, WOLF u. a können solchen Angriffen allenfalls kurz bzw. mit Abstand widerstehen, möglichst nur in einer Kolonne, bei der härtere Fahrzeuge zuerst das Feuer auf sich ziehen.
     

  5. Unterstützung


    Wenn, wie auch immer, Truppen in Feuergefechte verwickelt werden, darf ihnen in best. Situationen die Unterstützung durch schwerere Waffen nicht verweigert werden. Es müssen nicht gleich Bomben auf Tanklaster sein, aber

    http://www.youtube.com/watch?v=wewaCdSW4yc

    ist in der einen oder anderen Situation sicher die richtige Medizin. Auch unsere Panzerhaubitze 2000 wird vom Rumstehen in Deutschland nicht besser. Da wäre das Umfeld des Lagers bis 30 km Umkreis durchaus bestreichbar. Ist sie zu schwer für afghan. Wege, dann bleibt sie eben im Lager und hilft ggf. aus der Ferne.

So, nun bin ich viel zu ausschweifend geworden, wo Dich doch eigtl. nur der Punkt 1 halbwegs tangiert.

Mit vielen Grüßen aus dem Vogtland, Uwe, Mittwoch, 7. April 2010 17:58

Sartyr im Amt

Betreff: Schußharte Taliban

Hallo Lutz,

war das jetzt nur ein verspäteter Aprilscherz oder machst Du jetzt 'ne Satireseite auf?

Glaubt Ihr wirklich ernsthaft daran, die Bundeswehr oder auch die Bundesregierung will sich von der Haager Konvention von 1899 (...in Handfeuerwaffen dürfen nur Vollmantelgeschosse ohne Sollbruchstellen verwendet werden...) verabschieden? Mal abgesehen davon, daß nach meiner Meinung die Bundeswehr in Afghanistan nichts verloren hat (ich bin sicherlich kein Pazifist und der Meinung, ein souveräner Staat solle seine vitalen Interessen ggf. mit militärischen Mitteln durchsetzen,

LM: Richtig!

. . ., reden wir hier wieder mal um Kaisers Bart.

Auch zu glauben, eine Behörde in Deutschland kaufe ein Geschoß für 1,40 €, wenn sie eines für 5 Cent bekommen kann, selbst wenn es um die Ecke fliegt, dürfte dem Naivsten klar sein, ein fast pleiter Staat hat an der Stelle gar keine Wahl. Außerdem „Vorkasse“ zahlt in Deutschland eine Behörde in 100 Jahren nicht. Also über diese Problematik zu philosophieren  ist sicherlich so sinnvoll wie die Fahrradklingel auf dem Lenkrad Deines Porsche.

Gruß Rainer R., Donnerstag, 8. April 2010 17:18

Moin Rainer,

es gibt Regierungen die Ihren Scharfschützen solche Geschosse kaufen. Der übliche Knatterbock = Sturmgewehr wird allerdings sicher mit billigste Futter bedient. Ein toter Nordvietnamese verschlag in den 60er Jahren immerhin 55.000 Schüsse 5,6x45, während die Scharfschützen nur 1,4 Schuß .30-06 oder (ganz selten und erstmalig) .50" BMG benötigten.

Bei dem Verhältnis kann eine Scharfschützenpatrone in kundiger Hand tausendmal so teuer wie eine Sturmgehehrpatrone sein (ist sie aber nicht) und dennoch viel billiger. Aus Kostengründen loht sich also Scharfschützen einzusetzen. Die Sartire spielt also anderen Ortes als Du dachtest!

Gruß Lutz

Falke spricht

Hallo Lutz,

die Statistiken kenne ich auch, Kriege lassen sich nicht mit Spezialeinheiten gewinnen und - ich denke für unsere Politiker ist es zur Zeit wichtiger nach Definitionen und neuen Verrenkungen zu suchen, nämlich ob es sich um einen Polizeieinsatz, einen bewaffneten Konflikt, kriegsähnliche Zustände oder einen Krieg handelt. Gerade wenn man sich unsere Opposition ansieht, kann ich mir nicht vorstellen, in Bewaffnung und Ausrüstung würde richtig investiert Viel Geld spart man, indem man sich aus Konflikten, die uns überhaupt nichts angehen, heraushält. Auf der einen Art, will man uns den Nationalstolz aberziehen, auf der anderen Art sollen wir am Hindukusch unsere Söhne opfern. Für was, frage ich Dich? Dann sollte man auch mal überlegen, wieso vor 20 Jahren hunderte Panzer verschrottet, verschenkt (Türkei) wurden. 120 SU 22 und MIG 23 BN, fast neu, Milliardenwerte, wurden verschrottet. Heute fliegt man Kampfflugzeuge, die nicht kämpfen können, kauft Transportflugzeuge die nicht fliegen. Um an den Hindukusch zu kommen, brauchen wir die „Aeroflot“. Findest Du das noch lustig?

LM: Nö!

Nein eins fehlt noch - man beschafft Infantriewaffen, die nicht wirken. Das könnte ein Plan von Herrn Eppelmann, dem letzten Friedensminister der DDR, in die Tat umgesetzt sein. Also nichts gegen den Herrn Pfarrer, aber meine Meinung nach sollten Militärs Entscheidungen für das Heer treffen und nicht Politiker oder Pfarrer oder politische Pfarrer, oder wie die sich nennen. Ansonsten sollte man sich auf humanitäre Aktionen oder Krankenschwestern beschränken, was unsere Nachbarn wahrscheinlich am liebsten sehen würden. Oder noch besser, man erhöht die Steuern und unterstützt mit Geld die Truppen, die die richtigen Waffen haben, wie die Briten und die Amerikaner. Geld wird ja z.Z sowieso gedruckt. Das dürfte ja dann überhauptganz einfach sein.

Ich gönne Dir natürlich, wenn Deine Geschosse gekauft werden. Die sind für Spezialeinheiten sicher erste Wahl. Ob sich überhaupt in jetzigen oder späteren Konflikten an die Haager Konvention erinnern wird, weiß ich nicht. Taliban schneiden ihren Gefangenen bei lebendigem Leib die Bäuche auf, Scharfschützen schießen mit Explosivgeschossen, andere beharken ganze Landstriche mit abgereicherten Urangeschossen oder foltern Häftlinge ohne Gerichtsurteil, ohne je die Chance auf einen Anwalt oder irgend welchem Beistand. Das, meine ich zeugt vom Verlust der Werte und dem Niedergang der menschlichen Kultur.

LM: Ach, das gab's doch immer schon.

Aber die Medien hängen ihr glitzerndes Mäntelchen drüber und sagen Dir „We love to entertain you!“ Ich nahm mir das Recht, meine Meinung zu äußern. Ich bin mir sicher, das diese nicht jedem gefallen wird.

In diesem Sinne Waidmannsheil von Rainer dem Falken, Donnerstag, 8. April 2010 19:06

Munition für Sturmgewehre

Hallo Lutz,

ich bin's noch mal. Es gibt seit einiger Zeit neben einem käuflich zu erwerbenden Buch (von Maxim Popenker & Anthony G. Williams) in obiger Sache auch dessen "Extrakt" frei im Web nachzulesen: http://www.quarry.nildram.co.uk/Assault.php. Just vor einer Woche hat einer der Autoren seit langer Zeit (vorher 8/2005) ein Update ins Web gestellt. Er legt darin recht kurz und doch anschaulich dar, welche Geschichte die Munition für Sturmgewehre hatte und welche neuen Wege sie gehen sollte. Jedermann kann gut nachvollziehen, welche Überlegungen er zu Grunde gelegt hat und wie zwingend seine Schlußfolgerungen sind.

Leider sehen wir daran auch, die ggw. verwendete Munition bewegt sich fernab des Optimums. Ein Umsteuern ist aber nicht zu erwarten.

Nochmals Grüße aus Sachsen, Uwe, Freitag, 9. April 2010 15:20