9,3x64 2003 in Afrika

links 9,3 mm KJG | Mitte 9,3 mm KDG | rechts 9,3 mm Swift A-Frame

9,3x64

mit kurzem Geschoß in Afrika 2003

Mehr als ein Jahr hatten meine Vorbereitungen für meine erste Safari nach Namibia gedauert. Mit vielen Leuten hatte ich gesprochen und kiloweise Literatur über das Land, die Leute und natürlich die vielen mir bisher bestenfalls aus Safariparks bekannten Antilopen gewälzt. Außerdem besorgte ich mir alle Videos, die über die Antilopenjagd in Afrika zu bekommen waren. Viel Zeit verbrachte ich im Vorfeld mit der Einarbeitung in diese mir völlig neue Materie, wollte ich mich doch nicht völlig von meinem Führer abhängig machen. Allzu groß ist die Versuchung, den Neuling über den Tisch zu ziehen. Da ist es meiner Meinung nach wesentlich besser, selbst einige Kenntnisse über das Ansprechen des bejagten Wildes zu besitzen. Allerdings sollten sich meine Befürchtungen als unbegründet erweisen.

Anreise

Am 23. Juli 2003 saß ich dann im Flugzeug und Punkt 21:45 Uhr startete der Nonstoppflug nach Namibia. Von einigen wenigen Turbulenzen kurz nach dem Start abgesehen, verlief der Flug sehr angenehm und so kam ich am nächsten Morgen nach etwas über 9 ½ Stunden relativ ausgeruht in Windhuk an. Die Einreise klappte problemlos. Auch die Waffeneinfuhrgenehmigung wurde umgehend erteilt.

1. Tag

Abgeholt wurde ich von Andrea, die mich in den nächsten Tagen auch meistens als Jagdführerin begleiten würde. Auf der einstündigen Fahrt nach O. – 60 km vom Flughafen und 25 km von Seeis entfernt – konnte ich die ersten weiblichen Kudue in meinem Leben sehen. Auf der Farm angekommen lernte ich auch gleich Jürgen – Andreas Mann – kennen. Die Chemie zwischen Andrea, Jürgen und mir stimmte auf Anhieb. Nach einem kurzen frisch machen und einem kräftigen Frühstück fuhr Jürgen mit mir Probe zu schießen. Zuhause hatte ich meine 9,3x64 Brenneke mit 5 cm Hochschuß eingeschossen. Das entspricht etwa einem Fleckschuß bei 170 m. Offenbar hatte die Waffe aber auf dem Flug etwas abbekommen, jedenfalls schoß sie gute 10 cm links. Nach 6 Schüssen war aber auch das Problem behoben und mein Gewehr auf 200 m Fleck eingeschossen. Anschließend ging es zur ersten Revierfahrt. Ich sah eine Herde Streifengnus bei denen ein einzelner Springbock stand. Es handelte sich aber um einen jungen Bock. Auf der Weiterfahrt sah ich zwei Rudel Oryxe (Gazellen), meine ersten Hartebeester und eine Herde Elandantilopen. Zu diesem Zeitpunkt ahnte ich noch nicht, wie sehr mich grade diese Herde Eland noch beschäftigen sollte – doch davon später. Pünktlich 12 Uhr gab es Mittagessen – panierte Kuduschnitzel mit Nudeln und Salat – lecker.

Nach dem Kaffee fuhr Andrea mit mir um 15 Uhr wieder raus auf die Jagd. Anfangs hatte ich Bedenken, ob ich das fremdartige Wild in der für mich neuen Umgebung überhaupt entdecken würde, jedoch entwickelte ich sehr schnell ein Auge dafür. Die Streifengnus waren noch immer an der Stelle, an der wir sie am morgen gesehen hatten und auch der Springbock war noch da. Beim weiterfahren entdeckten wir ein Rudel Oryx. Bei den Gemsböcken, wie die Oryx auch genannt werden, standen auch einige Kudukühe und ein starker Bulle. Vorsichtig versuchten wir ihn anzupirschen und kamen auch bis auf 150 m an ihn heran. Leider brauchte ich eine Sekunde zu lange um ihn im Dornbusch zu finden. Als ich soweit war, zog er weiter ins Dickicht und blieb verschwunden. Trotz vorsichtigem nachpirschen, fanden wir ihn nicht mehr. Lediglich das Kahlwild bekamen wir nochmals zu sehen. Bei dieser Pirsch machte ich erstmals Bekanntschaft mit den dort überall verbreiteten Kameldornakazien. Ein einziges mal nicht aufgepaßt, ein Zweig schnappte zurück und schon blutete ich an einer Hand. So lernte ich sehr schnell, diesen Gewächsen möglichst aus dem Weg zu gehen. Zwar war es ein starker Kudu, doch war ich nicht wirklich enttäuscht, daß ich keinen Schuß anbringen konnte. Das gehört eben auch zur Jagd. So bestiegen wir wieder den Geländewagen. An einem Wasserloch angekommen sahen wir Perlhühner, eine Warzenschweinbache mit Frischlingen und Oryxkühe mit Kälbern. Der bei der Herde stehende Bulle setzte sich sofort ab, ohne uns auch nur eine Gelegenheit zum Ansprechen zu lassen. Weit entfernt entdeckte Andrea noch ein starkes Hartebeest. Doch zum Angehen reichte die Zeit nicht mehr. Es war kurz nach 17 Uhr und die Sonne war schon fast untergegangen. In einer halben Stunde würde es stockdunkel sein. Auf dem Rückweg zum Hof sah ich noch einen Schakal, kam aber nicht zum Schuß. Jürgen hätte sich bestimmt gefreut. In Namibia gibt es die gleichen Schwierigkeiten mit den Schakalen wie in Deutschland mit den Füchsen. So endete mein erster Tag in Namibia.

2. Tag

Am nächsten morgen gab es um halb acht Frühstück und um 8 Uhr 15 brachen wir erneut zur Jagd auf. Der Tag begann genau so wie der vorherige aufgehört hatte. Es war lausig kalt und der Wind hatte Sturmstärke. Die von mir gefühlte Temperatur lag so etwa um den Gefrierpunkt – und das im heißen Afrika. Wir fuhren los und sahen schnell hintereinander zwei Steinbockpärchen. Ein Streifengnu ließ uns nahe genug herankommen um ein Foto zu machen.

Im Weiterfahren stand auf 200 m eine Qryxkuh. Sie ließ uns bis auf 50 m herankommen, bevor sie absprang. Dort angelangt lag gut gedeckt ein Oryxkälbchen. Es konnte höchstens ein paar Stunden alt sein, denn es war noch zu schwach um wegzulaufen. Die Oryx ist übrigens die einzige Gazelle, die bereits mit Hörnern zur Welt kommt. Die meisten abnormen Trophäen rühren von Verletzungen in der Zeit in der die Hörner noch weich sind her. Wir schauten und das kleine Kalb eine Weile an und fuhren dann weiter. Die Mutter würde sicherlich nicht weit sein. Die Gnuherde lag noch am gleichen Platz wie gestern und auch der Springbock war noch da. Von weitem sahen wir auch eine große Herde Springböcke, im deckungslosen Gelände ist die anzupirschen aber unmöglich. So fuhren wir weiter und kamen an ein Jungesellenrudel von sechs Hartebeestbullen heran. Ich schoß auf 230 m einen starken Bullen 2 x sauber vorbei. Daß der Wind das Geschoß auf diese Entfernung um mehr als 20 cm abdriften läßt, hatte ich nicht bedacht.

Auf der Weiterfahrt sprang ein starker Warzenschweinkeiler vor uns ab. Im Dornbusch und im Höhen Gras hatten wir ihn erst bemerkt, als er sich in Bewegung setzte. Auf einem Kamm angelangt sahen wir im Gegenhang eine Gruppe Hartebeester. Die Entfernung mag 800 m betragen haben. Wir beschlossen die Hartebeester anzugehen und schafften nach einer etwa halbstündigen Pirsch auch an die Gruppe heranzukommen. Zwischenzeitlich hatte sich eine Gruppe Bleßböcke dazu gesellt, so daß wir nun ganz besonders vorsichtig sein mußten, wollten wir nicht eräugt werden. Die Bleßböcke zogen glücklicherweise weiter und so konnten wir bis auf 180 m an die Hartebeester herankommen. Unglücklicherweise stand der starke Bulle entweder stets hinter einen Strauch oder war durch ein anderes Hartebeest verdeckt. Eine realistische Chance zu einen Schuß ergab sich leider nie, wollte ich nicht durch Büsche schießen oder ein zweites Stück mit meinem Schuß verletzen. Auch das gehört eben zur Jagd. Zwischenzeitlich war es halb zwölf geworden und somit Zeit für den Rückweg. Dabei sahen wir eine afrikanische Wildkatze. Wie Andrea mir erklärte, war das ein sehr seltener Anblick. Leider ging alles zu schnell um ein Foto zu machen. Kurz bevor wir an der Farm ankamen, entdeckten wir eine Herde von 60 bis 80 Hartebeestern. Wir gingen die Gruppe an, doch bekam diese uns im relativ deckungslosen Gelände schnell mit. Doch ging sie nicht hochflüchtig ab, sondern zog langsam weg. So gelang es uns doch noch auf Schußentfernung heranzukommen. Das letzte Stück war ein starker Bulle und als ich das Blatt frei hatte, ließ ich auf 200 m das 16,2 g A-Frame aus meiner 9,3x64 fliegen. Der Bulle zeichnete deutlich und lag nach 20 m. Ich hatte grade mein erstes Stück afrikanisches Wild erlegt. Die spätere Auspunktung ergab daß es sich um eine Goldmedaillentrophäe handelte. Zwar war ich nicht auf Medaillen aus, aber ein wenig stolz war ich schon.

Nach dem Aufladen des etwa 140 kg aufgebrochen schweren Wildes fuhren wir zurück zur Farm und ließen uns die Oryxfilets schmecken. Nach dem Kaffee ging‘s um 15 Uhr wieder raus. Der Wind hatte um nichts nachgelassen und es war immer noch richtig kalt. Wir sahen mehrere Warzenschweine und kamen auch bis auf 60 m an einen starken Keiler heran. Er war jedoch immer gedeckt und ließ mir keine Chance zu einem Schuß. Der Wind stand relativ ungünstig und so hatten wir das Nachsehen. An drei Springböcke konnten wir uns bis auf 70 m anpirschen. Es handelt sich aber durchweg um junge Böcke. So zogen wir uns wieder zurück. Geradewegs neben dem Auto sprang ein Steinböckchen ab. Es war grade noch genug Zeit um ein Foto zu machen. Von weitem konnten wir Kudue und Gemsböcke sehen, hatten aber keine Chance diese anzupirschen. An eine Gruppe von 7 Springböcken kamen wir bis auf 230 m heran. Für meine 9,3 ist das eine riesige Entfernung auf ein nur gamsgroßes Stück Wild und so blieb der Schuß im Lauf, auch wenn ein Springbock ein hochkapitales Stück war. Wir versuchten die Springböcke näher anzupirschen. Als wir es tatsächlich geschafft hatten bis auf 80 m heranzukommen, gingen genau vor uns drei Warzenschweine ab und nahmen natürlich die Springböcke mit. Also versuchten wir es weiter und kamen wirklich nochmal auf Schußweite heran. Doch dann hatte uns ein Bock bemerkt und das war’s dann. Da die Sonne bereits unterging, machten wir uns auf den Heimweg, hoffen, daß sich der Wind morgen legen würde. Zum Abendbrot gab es die Leber meines Hartebeest. Geschmacklich ist sie unserer Rehleber durchaus ähnlich.

3. Tag

Leider tat mir der Wind den Gefallen nicht. Ganz im Gegenteil. Am nächsten Morgen hatte ich das Gefühl, der Wind sei noch stärker geworden. Dem Wild gefiel der Wind wohl auch nicht und so sahen wir die ersten beiden Stunden lediglich eine Herde Hartebeester, die aber bereits flüchteten. Von den Springböcken fehlte weit und breit jede Spur. Als wir um eine Kurve bogen, stand plötzlich auf 30 m ein starker Oryxbulle, der uns aber auch sofort bemerkt hatte. Wir pirschten ihm nach, konnten ihn aber nicht mehr finden. Dafür sahen wir im Gegenhang drei Gemsböcke, die den Hang herabzogen. Wenn Sie ihre Richtung beibehielten, könnten wir sie im Tal abfangen. Tatsächlich gelang uns dieses und wir konnten auf 100 m herankommen. Es handelte sich aber um zwei junge Bullen und eine Kuh. Da mein erster Oryx ein Bulle werden sollte, zogen wir uns wieder zurück. Nach einiger Zeit geruhsamer Fahrt mit dem Geländewagen – ohne diesen geht es bei den riesigen Gebieten praktisch nicht – konnte Andrea drei weibliche Kudue und zwei Bullen ausmachen. Im dichten Dornbusch gelang es uns bis auf 200 m an die Kudue heranzukommen. Doch als wir vorsichtig um einen Busch bogen, kamen wir einem Gemsbock in die Quere, der sofort floh. Die Kudue äugten natürlich sofort in unsere Richtung, sprangen aber erstaunlicher weise nicht ab. Uns blieb nur noch der Rückzug. So versuchten wir einen Bogen zu schlagen, um von der anderen Seite an das Wild heranzukommen. Das gelang uns und ich konnte auf 160 m einen starken Kudu strecken. Der Schuß saß so gut, daß ich ihn noch nicht einmal fallen gesehen hatte. Für mich war er einfach nicht mehr da. Das Geschoß steckte, sauber aufgepilzt auf der Ausschußseite unter der Decke. Die Auslage von Spitze zu Spitze gemessen betrug 105 cm.

Kaum war der Kudu zur weiteren Versorgung auf den Hof gebracht und der Wagen aufgetankt worden, fuhr Jürgen mit mir hinaus zum Ansitz am Wasserloch. Die beiden letzten Jahren war wenig Regen gefallen und so waren die Wasserlöcher und Dämme bereits weitgehend ausgetrocknet. Lediglich das Loch zu dem Jürgen wollte führte noch reichlich Wasser, bot also beste Voraussetzungen für einen guten Anblick.

Kaum waren wir 500 m von der Farm entfernt, als ein Rudel von 14 Bleßböcken unseren Weg kreuzte. Also hielten wir schnell an und stiegen vom Wage runter. Leider war das Omuramba an dieser Stelle sehr offen und so war die Bleßböcke anzugehen mehr oder weniger unmöglich. Mir blieb nur die Möglichkeit den Bleßbock vom Dreibein auf gute 200 m zu schießen. Als der Wind ein wenig nachließ und ich grade gut drauf zu sein glaubte, ließ ich fliegen. Leider glaubte ich nur gut drauf zu sein. Der Bock zeichnete mit krummem Rücken und der dumpfe Kugelschlag ließ nichts gutes vermuten. Tatsächlich zog der Bock noch 50 m und tat sich dann nieder – das Haupt immer erhoben. In der Zwischenzeit versuchten wir näher heran zu kommen. Im offenen Gelände bekam der Bock uns jedoch schnell mit und versuchte sich wieder zu erheben, das ihm leider auch gelang. So schnell wie möglich gab ich einen zweiten Schuß auf die jetzt immerhin noch bestimmt 150 m ab. Im Schuß sah ich den Bock fallen. Jedoch hatte er das Haupt noch immer erhoben. Im Laufschritt überbrückten wir die Entfernung und auf 50 m gab ich ihm den Fangschuß. Wie zu erwarten war, saß mein erster Schuß waidwund, der zweite Schuß zwar auf der Kammer, hatte den Bock aber dennoch nicht verenden lassen. Vielleicht war das Geschoß für einen Bleßbock mit seinen nur 30 kg doch zu hart, so daß beim Kammerschuß – der übrigens keine Knochen getroffen hatte – ein glatter Durchschuß entstand. Erst der Fangschuß direkt aufs Blatt ließ den Bock verenden. Auch wenn mir bewußt ist, daß derartiges auf der Jagd vorkommen kann, rechte Freude über den Jagderfolg wollte sich bei mir nicht einstellen. Ein schaler Nachgeschmack wird wohl auch in Zukunft bleiben wenn ich mir die Trophäe an der Wand ansehe. Das einzig gute war, daß es keine Nachsuche gab und ich das Stück doch noch relativ schnell zur Strecke bringen konnte. Vom ersten Schuß bis zum Fangschuß waren höchstens fünf Minuten vergangen, obwohl es mir wie eine Ewigkeit vorkam.

Nachdem wir den Bock auf dem Hof abgeliefert hatten, fuhren wir zum Ansitz und machten dort erst einmal Mittag – zwischenzeitlich war es 14 Uhr geworden und mein Magen knurrte ganz ordentlich. Während unserem dreistündigen Ansitz sah ich 28 Schweine, zwei Giraffen und einen jungen Springbock. Gegen 17 Uhr dachte Jürgen wohl daran, den Ansitz zu beenden. Jedenfalls wollte er den Wagen holen gehen. Ich sollte aber noch im Schirm bleiben und wenn ein Keiler käme, bei dem die Waffen mindestens vier Finger breit zu sehen wären, sollte ich schießen. Nun neigte sich die Sonne bereits stark und ich hatte auch keine große Hoffnung mehr. Dennoch blieb ich sitzen und genoß die letzten Sonnenstrahlen. Im Schirm war der Wind nicht gar so stark und manchmal wurde mir richtig warm. Während ich so alleine saß und so den Springbock beobachtete, bemerkte ich aus dem Augenwinkel eine Bewegung. Gerade vor mir, nur 30 m entfernt, stand ein Keiler. Selbst ohne Glas erkannte ich auf den ersten Blick, daß vier Finger hier bei weitem nicht reichten. Irgendwo hatte ich bei meiner Vorbereitung mal den Satz über das Ansprechen eines Warzenschweinkeilers gelesen: ,,Wenn du zweimal hinsehen mußt, ob er kapital ist, dann ist er es nicht“. Hier reichte mir ein einziger Blick um zu wissen: Den oder keinen. Das Gewehr gerichtet stand der Keiler noch spitz zu mir. Auf den Stich traute ich mich doch nicht zu schießen. Es kam wie es kommen mußte! Der Wagen kam. Der Springbock flüchtete. Doch der Keiler stand noch. Eine Wagentür klappte. Das war dann doch zuviel – weg war er. Als Jürgen in den Schirm kam, erzählte ich ihm die ganze Geschichte. Nach seinem Gesicht zu urteilen, suchte er wohl grade nach einem Loch im Boden, in dem er versinken konnte. Da der Keiler noch nicht am Wasser gewesen war und wir noch eine gute ¾ Stunde Licht hatten, überedete ich ihn doch noch zu bleiben. Vielleicht käme der Keiler ja noch mal zurück. So verging die nächste viertel Stunde ohne, daß sich etwas getan hätte. Doch plötzlich machte Jürgen mich auf ein Schwein von rechts aufmerksam. „War er das?“ Ich nickte und brachte das Gewehr in Position. Das Fadenkreuz des Abs. 4 stand auf dem Blatt und rums war der Schuß raus. Im herumwerfen sah ich bereits den schweißenden Ausschuß und mir war klar, daß der Keiler mein war. So folgten wir der gut sichtbaren Schweißfährte und waren nach 120 m am Stück. Ich hatte einen uralten Keiler gestreckt, der in absehbarer Zeit wohl verhungert wäre – so sehr waren seine Zähne abgenutzt. Dennoch war von den Waffen praktisch so gut wie nichts abgebrochen. Hatten mich vor drei Stunden noch heftige Selbstzweifel geplagt, so war die Welt für mich jetzt wieder in Ordnung. Zu hause angekommen, erfahre ich daß ich den stärksten Keiler geschossen habe, der auf diesem Hof bisher überhaupt erlegt wurde. Na, wenn das kein Grund zu feiern war. Die Trophäe hatte natürlich wieder Medaillenklasse. Welche wohl?

4. Tag

Meinen vierten Jagdtag begann ich ganz schön k. o. Trotz Grund genug, hatten wir am Vorabend nur wenig gefeiert. Einen ganzen Tag an der frischen Luft zu sein, ermüdet ganz schön und so waren wir früh zu Bett gegangen. An meinem vorletzten Jagdtag wollten wir nach dem alten Elandbullen Ausschau halten. Wir sahen eine Menge Hartebeester und Bleßböcke. Als ob sie gewußt haben, daß ich nicht schießen würde, blieben die Stücke auf 100 m scheibenbreit stehen. Weiterfahrend sahen wir mehrere Herden Oryx, junge Kudue, Schweine und Hartebeester, oft auf gute Schußentfernung. Die Elande sahen wir aber nicht, dafür ein Pärchen Löffelhunde. Diese sollen in Afrika sehr selten sein. Für ein Foto ging leider ging wieder alles zu schnell.

Nach dem Mittagessen fuhr Andrea mit mir zum sog. Oryxdamm. Recht hoch oben auf meiner Wunschliste stand auch noch ein Oryx. Auf der Fahrt dorthin ließ ich einen starken Keiler laufen. Ganz so stark wie meiner von Vortag war er zwar nicht, aber auch nicht viel schwächer. Dennoch sollte einer für das erste mal reichen. Am Damm angekommen pirschten wir vorsichtig zum Schirm. Eine Herde Oryx stand schon auf vielleicht 100 m vor uns. Schnell bauten wir das Dreibein auf und richteten mich ein. Was hatte ich immer wieder gehört und was hatte mir Jürgen mindestens zehn mal eingetrichtert: Oryxe sind schußhart. Wenn Du nicht genau triffst, gibt das eine schwierige Nachsuche. Ob wir den überhaupt bekommen, bleibt noch fraglich. Außerdem: Oryxe liegen nicht im Knall. Wenn ein Oryx im Knall liegt, kannst Du sicher sein, daß er gekrellt ist. Du mußt dann sofort nachschießen. Auf jeden Fall stieg mein Puls, das Herz schlug bis zu Hals und noch ein Stück höher. Die Gedanken rasten: Ich muß das Blatt treffen und sofort wieder für den zweiten Schuß bereit sein. Jagdfieber! Und das mir, mit jetzt guten 20 Jahren Jagdpraxis und reichlich erlegtem Wild. Nach einer Ewigkeit, die wahrscheinlich in Wirklichkeit nur Sekunden gedauert haben wird, hatte ich den Puls dann wieder runtergekämpft. Das Absehen stand ruhig auf dem Blatt, der Schuß brach auf 70 m und im Knall sah ich den Bullen fallen. Oh Gott – gekrellt. Schnell repetiert aber er kam nicht wieder hoch. Der Schuß saß mitten auf dem Blatt und das 9,3 mm 16,2g A-Frame Geschoß hatte ganze Arbeit geleistet, dachte ich. Von wegen ein Oryx fällt nicht im Schuß. Dennoch konnte ich mich von der Härte dieses Wildes überzeugen. Trotz gelungenem Treffersitz war noch ein Fangschuß erforderlich. Mit einer Hornlänge von 83 cm erreichte er „nur“ eine Silbermedaille.

Nachdem der Gemsbock zur Farm gebracht war, versuchten wir nochmals die Eland zu finden – jedoch erfolglos. Warum Eland so schwer zu sehen sind, sollte ich am nächsten Tag erfahren.

Der Morgen meines letzten Jagdtages präsentierte sich endlich windstill. Ich glaubte ehrlich nicht so recht daran, daß wir die Herde überhaupt finden würden – 11 oder 12 Eland auf vielen tausend Hektar. Gut ausgeschlafen und nach einem reichhaltigen Frühstück bestiegen Andrea, Jürgen und ich den Geländewagen und begannen damit, das offene Gelände abzusuchen. Wieder sahen wir viel Wild und eine Gruppe Oryxe verhoffte breit vor uns auf etwa 80 m. Einen starken Springbock sahen wir auf gute 200 m. Jedoch ergab sich keine Chance zu einem sicheren Schuß. Nachdem wir die vom Wagen aus einsehbaren Gebiete abgesucht hatten, erklärte Jürgen mir, Elande halten sich für gewöhnlich nicht im offenen Gelände auf. Deshalb wollte er durch die Dornakazien durchpirschen. Tatsächlich fanden wir nach kurzer Pirsch frische Elandlosung und -fährten, die fast wie die einer Kuh aussehen, allerdings etwas kleiner sind. Doch nicht nur die gesuchten Elande nutzten die Deckung. Immer wieder kreuzten Schweine unseren Weg. Mehrere Hartebeester konnten wir unbemerkt passieren, doch dann sprangen einige Oryxe vor uns ab und nahmen, wie könnte es anders sein, die Elande mit, ohne daß wir sie gesehen hätten. Ihnen nachzupirschen hat keinen Sinn. Selbst gemächlich ziehend sind die großen Antilopen so schnell, daß ein Mensch mit Ihnen unmöglich Schritt halten kann. Vorgestern hatte mir Jürgen bereits erklärt, daß ein Eland der sich einmal in Bewegung gesetzt hat den ganzen Tag laufen kann. Entsprechend erreicht meine Stimmung den Nullpunkt. So kehrten wir zum Wagen zurück und fuhren in die Richtung, in die die Herde entsprechend der Fährten wohl gezogen war. Tatsächlich entdeckte Jürgen die Herde nach kurzer Fahrt. Auf eine Entfernung von 500 m sahen wir die Herde gemächlich und doch so raumgreifend von uns wegziehen. Zwei Bullen waren dabei, ein alter und ein jüngerer. Deutlich konnte ich den alten Bullen betrachten. Selbst auf die weite Entfernung wirkte er einfach riesig. Leider sollte es das einzige mal sein, daß ich ihn zu Gesicht bekam. Die Elande zogen durch eine flache Mulde und auf der anderen Seite wieder den Hang hinauf. Gleichzeitig zog entlang des Kamms eine Herde Hartebeester mit 80 bis 100 Köpfen. Wenig unterhalb des Kammes und inmitten der Hartebeester blieben die Elande nun – in strategisch bester Position – stehen und begann zu äsen. Kurze Zeit später gesellten sich auch noch ein Rudel Oryxe und Bleßböcke dazu. Der ganze Kamm war voll von Wild – es mögen wohl an die 150 Stück gewesen sein. Ein herrlicher Anblick soviel Wild am hellichten Tag auf einem Fleck zu sehen. Ein Anblick, den ich sicherlich in meinem Leben nicht vergessen werde, aber für die Jagd eine Katastrophe. 300 Lichter sehen jede Bewegung. Damit waren wir auf unsere Stelle so gut wie festgenagelt. So warteten wir und das Wild machte nicht die geringsten Anstalten über den Kamm zu ziehen. Nach einer geraumen gewarteten Zeit versuchten wir dann doch näher an das Wild heranzukommen. Wir wurden bemerkt und auf dem Hang gegenüber war nur noch eine einzige große Staubwolke zu sehen. Alles rannte. So fuhren wir dorthin, da kurz vorher noch von Wild wimmelte und, in der Hoffnung daß sich das Wild wieder beruhigen würde, warteten erst einmal eine Weile.

Nach einer geraumen Wartezeit pirschten wir durch das Dickicht und wollten vorsichtig über den Kamm. Dahinter liegt der TrockenFluß (Revier genannt). Um Ausschau zu halten und uns ggf. per Funk zu leiten war Jürgen beim Wagen geblieben. Kaum waren wir losgepirscht, meldete er sich auch schon. Ein Strauss in Paarungsstimmung – das sich an den roten Ständern erkennen läßt – zog in unsere Richtung. Folglich kehrten wir zum Geländewagen zurück und versuchen an einer anderen Stelle durch’s Revier zu pirschen. Hatten wir anfangs noch gute Deckung, so erwies sich das Revier bald als der schwierigere Weg, da im ausgetrockneten Flußbett stellenweise keine mehr Deckung vorhanden war. Am letzten Busch vor dem „Wasserlauf“ angekommen blickte mich Jürgen fragend an. Seinen Blick übersetzt ich für mich als ,,Na was denkst Du?". Zwar hatte ich bisher keinen Eland gesehen, doch sagte mir mein Gefühl, daß wir schon sehr nahe am Wild sein mußten. Daher antwortete ihm, indem ich mit der Hand die Bewegung einer Schlange nachahmte.

So krochen wir auf allen vieren durch den Sand, der mit alten Dornakazien und Weißdornstacheln durchsetzt war; Akupunktur an allen Körperteilen! Ich habe zwei Tage später noch Stacheln und Dornen aus meinen Oberschenkeln gezogen. Gut daß ich meine dicke Jeans und die Winterjacke anhatte. Die hielten doch einiges ab. So erreichten wir nah am Boden wieder einen Busch, der uns leidlich Deckung gab. In dem Augenblick sah ich gerade vor uns in vielleicht 60 m Entfernung sich etwas braunes langsam nach vorn schieben. Tatsächlich, wir waren an der Herde dran. Jetzt hieß die Losung, sich nur nicht zu bewegen. So ließ ich mich denn an Ort und Stelle nieder, darauf bedacht mich nicht zu sehr in die Dornen zu setzen. Andrea hatte meine mißliche Lage auch bemerkt und half mir die gröbsten Dornen unter meinem Allerwertesten zu entfernen. Kaum hatte ich mich bewegungslos niedergelassen, als auch schon eine Elandkuh aus ihrer Deckung herauszog. Sie stand spitz zu uns und äugte merkwürdig lange in unsere Richtung. Ob sie was von uns bemerkt hatte, wußten wir nicht. Der Wind stand gut. Er kam meistens von vorn oder leicht seitlich, so daß unsere Witterung vom Wild weggetragen wurde. Nach geraumer Zeit begann die Kuh zu äsen und ließ sich dann nieder. Es war gegen 13 Uhr – Mittagspause. Lediglich ein Kalb zog langsam äsend hin und her. Ich kniete mit untergeschlagenen Beinen direkt im Blickfeld der Elandkuh. Etwa eine halbe Stunde habe ich es ausgehalten, dann waren mir beide Beine eingeschlafen und so taub, daß ich die Stellung ändern mußte. Im Zeitlupentempo begann ich erst das rechte, dann das linke Bein in eine andere Stellung zu bringen. Es kribbelte, als würden sich tausende Ameisen gleichzeitig hoch und runter bewegen. Nur saß ich immer noch genau im Blickfeld der Kuh.

Irgendwann – nach einer mir endlos erscheinenden Zeit – zogen von links zwei Stücke aus der Deckung heraus. Eine Kuh und ein junger Bulle. Jürgen flüsterte mir die Frage zu, ob ich den schießen wolle. Da ich dich Chance den alten zu bekommen als nicht besonders hoch einschätzte – ich wußte noch nicht einmal ob er überhaupt noch bei der Herde war – entschloß ich mich den Jungen zu holen. Außerdem trug auch der junge Bulle eine sehr gute Trophäe. Vorsichtig baute Jürgen das Dreibein auf. Als der Bulle breit stand und ich fliegen lassen wollte, gab ein Bein des Dreibeins nach. Grade konnte ich den Schuß noch im Lauf halten. Es kam wie es kommen mußte. Der Bulle verzog sofort wieder in Deckung. Zum Glück waren wir nicht bemerkt worden. Nach kurzer Wartezeit war Jürgen der Meinung, wir sollten den Standort wechseln. Im Flußbett hätten wir nach zwei Seiten Schußfeld, aber von der gegenwärtigen Position nur nach einer. So wechselten wir vorsichtig die Stellung. Davon mußte eine alte Kuh doch was mitbekommen haben. Die ganze Herde setzte sich in Bewegung. Links von mir sah ich mit einem Mal nur noch sich deckende Leiber. Die Bullen sah ich im Gewirr nicht mehr. Wieder wechselten wir die Stellung, 12 m Schußfeld zwischen zwei Büschen. Die Elande zogen, glücklicherweise gemächlich und gingen nicht hochflüchtig ab. Ich stand am Dreibein. Das Glas war auf vierfach eingestellt. Jürgen flüstert hinter mir Kuh, Kalb, das ist er! Wie auf einer Saudrückjagd fahre ich mit, halte auf geschätzte 80 m vor und lasse fliegen. Nach der langen Wartezeit mußte ich es einfach zu Ende bringen – gleich wie. Der Bulle flieht mit der Herde. Ich konnte kein Zeichnen erkennen. Jürgen meinte aber, er hätte die Kugel. Nun wußte ich ja aus so mancher Erzählung und aus den Vorbereitungsvideos, daß ein Eland nur selten mit einen Schuß fällt. So folgten wir in Fluchtrichtung auf einen kleinen Hügel. Rechts von uns sahen wir in einer Entfernung von schätzungsweise 300 m einen Eland abgehen, konnten allerdings nicht erkennen, ob jener krank war. Während wir noch rätseln, sahen Jürgen und ich links von uns fast gleichzeitig eine Bewegung. Deutlich war ein Eland zu erkennen, der mit einen Lauf einknickt. Das war der Gesuchte. Also nichts wie hinterher. Tatsächlich kamen wir näher an ihn heran. Als er sich breit stellte baute Jürgen das Dreibein auf. Ich flüsterte noch ,,Wie weit?" Die knappe Antwort lautete ,,250 m". Also hielt ich Hochblatt an und ließ sofort fliegen. Im Schuß brach das 600 kg schwere Wild zusammen. Einige kurze Bewegungen mit dem Haupt, ein kurzes Schlegeln und dann war er verendet. Vorsichtig traten wir von hinten an das Stück heran, denn so starkes Wild kann auch noch am Boden liegend noch gefährlich werden. Hier bestand jedoch keine Gefahr mehr. Meinen ersten Schuß hatte ich ein wenig zu weit vorgehalten und so war er durch die Brustwamme gedrungen und hatte den nach vorn geschobenen Lauf getroffen. Am Lauf mußte das Geschoß nach oben abgelenkt worden sein und hatte sich ohne aufzupilzen unterhalb der Blattschaufel völlig platt geschlagen. Der Fangschuß saß genau auf dem Blatt und das Geschoß könnte Swift ohne weiteres zu Werbezwecken verwenden, so sauber hatte es sich aufgepilzt. Dabei hatte es so gut wie keine Masse verloren. Ich glaube, ich war in diesem Moment der glücklichste Jäger in ganz Afrika. Seit Mittag waren wir am Wild und gegen 15 Uhr hatte ich den Fangschuß gegeben. Ich war völlig k. o. Dies war bislang die anstrengendste aber auch die spannendste Jagd in meinem Leben gewesen. Jürgen meinte, darauf müßten wir am Abend eine ganze Flasche Schnaps trinken.

Mit dem Traktor wurde der Bulle auf den Geländewagen verladen, denn bei 600 kg versagt jede Winde. Als wir dann etwa eine Stunde später bei einer schnellen Brotzeit im Haus saßen, teilte Jürgen mir mit, daß ich den ersten Schuß auf den ziehenden Bullen auf gute 150 m abgegeben hätte. Es wäre aber auch meine letzte Chance zu einem Schuß gewesen. Am Ende der Lücke gäbe es nur noch Büsche. Durch die immense Größe des Stückes hatte ich mich wohl gewaltig verschätzt. Bleibt nachzutragen, daß die Trophäe eine Höhe Goldmedaille verdient hatte und von der geplanten Flasche Schnaps grade mal fünf Gläser getrunken wurden, danach fielen uns die Augen zu – so erledigt waren wir alle.

5. Tag

Am folgenden Tag fuhr ich mit Michael, dem Sohn von Jürgen und Andrea, nochmal zur Wasserstelle um einige Fotos zu machen. Wir sahen eine Herde Oryxe, ein paar Schweine, eine Herde Hartebeester – ich zählte 28 Stück; bei dem kapitalen Bullen juckte es mir schon gewaltig in den Fingern; einen Springbock und nochmals eine Herde Oryx mit zwei kleinen Kälbern. Die Leitkuh zog immer näher an unseren Schirm heran und schaute hinein. Auge in Auge mit einem Gemsbock und das auf weniger als einen Meter. Obwohl ich stocksteif saß schnaubte sie zwei-, dreimal heftig und weg war die ganze Herde.

6. Tag

Am letzten Tag mußte Jürgen das Fleisch nach Windhuk bringen – die 550 kg füllten die gesamte Ladefläche des Pritschenwagen.

Dann hieß es von diesem Jägerparadies schon wieder Abschied zu nehmen. Auf der Fahrt zum Flughafen in sahen wir mehrere Kudue, eine Herde Qryxgazellen und viele, viele Hartebeester. Ein hochkapitaler Hartebeestbulle kreuzte kurz vor unserem Kleinbus die Pad, als wolle er sagen, komm wieder. Aber offene Türen braucht man nicht einzurennen. Ich werde wiederkommen – sobald wie möglich.

Kräemer / Jena

Hallo Lutz
16,2 g Swift A-Frame, geladen mit 4,26 g N 140. Winddrift bei 4,5 m/s
Weite 100 m 150 m 200 m 250 m
Winddrift 3,6 cm 8,8 cm 16,3 cm 25,9 cm

Hoffe Dir geholfen zu haben.
Grüße Andreas

Würdigung

Waidmannsheil Andreas,

ich wäre gern dabei gewesen. Aus ballistischer Sicht finde ich Einiges anmerken, daß mir entweder auffiel oder ich für bedenkenswert halte.

Anschießen

Windhuk liegt auf einer etwa 1.700 m Höhen Hochebene. Das bedeutet, die Luft ist dünner. Aus dem Grunde schießen alle im deutschen Flachland eingeschossen Waffen dort hoch. Deshalb müssen alle Waffen in Windhuk und Umgebung neu eingeschossen werden, sofern die Ballistik nicht genau bekannt ist und von der Tabelle berücksichtig werden kann. Da das meist nicht der Fall ist, bleibt nur der Schießstand.

Starkes Hartebeest

Einen starken Haartebestbullen auf 200 m mit Blattschuß und nur 20 m Flucht zu strecken ist ja sehr erfreulich. Das Geschoß war dabei im Ziele gerade mal noch 628 m/s schnell, oder besser langsam. Wozu bei den geringen Drücken dann das Geschoß allerdings noch besonders fest sein soll weiß ich nicht. Aber wenn es nah beimAnschuß liegt, ist die Freude ja immer groß. Ein gewöhnliches weiches TMS für ein Bruchteil des Preises hätte in diesem Falle aber nicht schlechter gewirkt.

zu weit

Am 2.Tag ,,An eine Gruppe von 7 Springböcken kamen wir bis auf 230 m heran. Für meine 9,3 ist das eine riesige Entfernung auf ein nur gamsgroßes Stück Wild und so blieb der Schuß im Lauf." ,,Gams"groß schreib ich, ersetzte damit ,,rehgroß" im Urtext. So klein sind die südafrikanischen Wappentiere nämlich nicht, weder im Karroo noch in der Kalahari oder andernortes. Vergleich mit einem Menschen.

Ich kann ja verstehen, daß eine Waffe mit einem 0,285 BC-Geschoß und 835 m/s V0 nicht gerade zu weiten Schüssen einlädt. Aber wozu nahmst du sie den zur Springbockjagd mit? Springböcke mögen keinen Busch, weil sie Gras äsen. Außerdem mögen sie keine Deckung, weil sie dann der Leopard holt. Sie sind Tier der offenen Steppe. Insofern ist auf Springböcke immer mit weiten Schüssen zu rechnen. Oder erwartetest du Büffel?

Diese Bison holte Christiaan Barnard ins Land. An sich war sowas in Südafrika verpönt, aber verdiente Leute dürfen das schon. Er hatte noch ein paar andere, sehr viel seltenere Tiere nach Ratelfontein geholt. Deren Widerrist reicht uns bald bis zum Gesicht. Die sind also wirklich so groß daß man sie auf weite Entfernung treffen kann; ist aber nicht nötig, du kannst ja hingehen, wie du siehst. Bange sind die nicht. Aber zurück zu ,,zu weit". Ich schoß dieses Jahr ein gutes Dutzend Springböcke auf 100 - 360 m. Die meisten so bei 200 m. Nur einen schoß ich mit Kopfschuß auf 100 m:

Ich hätte ihn laufen lassen, weil er zu nah war. Wir hatten bereits auf 200 m einen andern Bock über eine Kuppe angepirscht und gestreckt. Nur weil Jan Westdyk, der Mann oben im Bilde, meint ich könne ja das kleiner Ziel wählen und dort für die Äsung etwa 1500 Springböcke zu viel waren, , fand ich das dann doch gut. Der Treffer saß auf 100 m, wie man sieht, mitten auf der Stirn. Vergleichen wir nun die beiden Flugbahnen; in diesem Fall mit Deiner o. a. Ladung 16,2 g Swift A-Frame, geladen mit 4,26 g N 140 bei 3930 bar zu 797 m/s und vermuten mal, das Ziel habe eine zu treffende Fläche von ±5 cm; also zwischen Reh, Springbock und Oryx oder Kudu; je nach dem ob wir nur Herz oder auch Lunge meinen. Den Bison lassen wir mal laufen; zwischen Windhuk und Seeis sind keine.

Die 9,3x64 Brenneke beschleunigt ihre Geschosse für Entfernungen über 200 m wirklich zu langsam. Die eingezogene 8,5x64 wäre also deutlich besser geeignet, von der 8x68S oder 6,5x65 RWS mal ganz zu schweigen. Um die Sache zu verdeutlichen bringe ich dennoch hier die Flugdaten:

Das einfachste zu vergleichende Maß ist wohl der Zielbereich, also jener Bereich, in den ich bei einer bestimmten Zielgröße, hier ± 5 cm Fleck halten kann und über die Entfernung drin bleibe. Die Tafel faßt das noch al zusammen. Ich kann also gut verstehen, das die Springböcke auf 230 m unbeschossen entkamen. aber das hätte bei angemessener Bewaffnung nicht sein müssen. Mit der 6,5x65 war mir auf Springböcke, gute Auflage vorausgesetzt, im Grunde alles unter 200 m zu nah, weil langweilig!

Patrone ± 5 cm Zielbereich
9,3 x 64 203 m
8,5 x 64 234 m
8x68S 246 m
6,5x65 274 m

Warzenkeiler

läuft nach Blattschuß noch 120 m. Na gut; 36 km/h mittlere Fluchtgeschwindigkeit entsprechen 10 m/s. Also konnte er noch 12 Sekunden rennen. Damit muß man letztlich rechnen, selbst wenn nicht alle Sauen so weit kommen.

Bleßbock mit drei Treffern gestreckt

Der erste Waidwundschuß läßt mich fragen, ob Wind im Spiel gewesen sein sein könnte? Daß ein unter 800 m/s langsames Geschoß auf eine Bleßbockkammer nicht platzt ist klar. So groß sind die nicht:

Karroo-Bleßbock der Rowland-Ward-Klasse im Chevrolet Nomad auf Kendrew Estates.

Insofern war die Entscheidung den Fangschuß des größeren Zielwiderstandes auf das Blatt anzutragen richtig. Mit einem schnelleren Geschoß wäre das nicht nötig gewesen. Obiger Bleßbock fiel nach langer Pirsch und mehrfacher Störung durch verräterische Vögel oder auf 200 m mit Höhem Leberschuß binnen kurzer Fluchtstrecke. Das genaue Maß erinnere ich nicht mehr; aber es dürften unter 50 m gewesen sein. Geschoß 7g Lapua Scenar aus 6,5x65; also mit etwa 900 m/s. Das kurze, schnell Geschoß platzt dann noch bei geringen Zielwiderständen.

Trotz gelungenen Blattschusses erfordert Oryx Fangschuß

Das verstehe ich nun nicht mehr. Oder vielleicht doch? Auf mäßige Entfernung einen Oryx mit Blattschuß nicht gleich töten zu können, kann nur eines bedeuten: Das Herz war nicht zerstört; der Blutdruck nach das und die kaputte Lunge mangels großflächiger Zerstörung nicht hinreichend geschädigt. Schließlich verursacht nicht ein kaputtes Blatt den Tod, sondern zusammenbrechender Blutkreislauf. Hier kommt die ganze Problematik langsamer Geschosse zu Tage. Mangels großer kurzweiliger Wundhöhle wird das Wild nur in unmittelbarer Wundtunnelnähe geschädigt. Für die 70 m benötigtet ihr nach dem Schuß doch sicher mehr als eine halbe Minute, wenn nicht länger. Der Oryx hätte längs tot sein müssen. Mangels Splitterfächer wirkt der Treffer nicht in die Breite. Das ebenfalls unter 800 m/s langsame 9,3 mm 18,5g Lapua Mega TMR jedenfalls tötet Oryxe mit Kammerschuß bei teppichbreiter Schweißspur verläßlicher.

Unzuverläßig aufpilzendes A-Frame auf Eland

Was nützt ein werbemäßiger Erfolg, wenn der vorige Treffer verläßlich Wirkung vermissen lies. Damit mein ich nicht den Treffer. Was der Schütze in dem Augenblick gelistet hat oder nicht, ist nicht die Frage, sondern ob das Geschoß den Anforderungen gewachsen war - eben nicht!

9,3 mm KDG mit 810 m/s schräg in Wasser

Schluß

Der glänzende Werbelack des Swift-A-Frame ist ab! Derartige Leistungen können nicht überzeugen. Zu versuchen der 9,3x64 mit einem leichten Geschoß Langstreckentauglichkeit zu verpassen schlug fehl. Die ,,13-mm-Dicke" ist eine Patrone für lange, große, harte Geschosse für größtes Wild, sprich Büffel und Co. Dafür wurde sie erdacht und dort kann sie mit glänzenden Leistungen schimmern. Das Eland war insofern Wunschziel, doch eben nur mit dem passenden Geschoß. Eine schnelle 8 x 6 8 S mit MJG wäre für Südwestafrika insofern als Einheitswaffe die bessere Wahl gewesen.

Der schlechten Versorgungslage für gute Lutz Möller Geschosse wegen, entschloß ich mich mit einem deutschen CNC-Präzisionswerk Lutz Möller Geschosse anzubieten. Die Begründung steht unten in Jagdpatronenwahl. Die Werte für die Tiefenwirkung bei Fleisch- und Knochen sind Mindestwerte. Ich biete euch daher vorerst folgende Geschosse in Kleinserie an. Ende November 2003 erhoffe ich Lagerware. Das Weitere wird sich finden. Falls ihr solche wollt, schreibt an

9,3 mm Kupferhohlspitzgeschoßvergleich

Geschoß Herstellung Maßhaltigkeit Masse Länge Flächenlast BC Einsatz Besonderheit
Lapua Naturalis gepreßt gut 17,5 g ? 25,7 0,321 Großwild pilzt sicher von 500 - 900 m/s, hoher Einpreßdruck
Balle GPA CNC-gedreht gut 11,6 24,28 17 0,284 kurze Entfernung splittert, Fahnen brechen bei hoher Zielgeschwindigkeit ab, hoher Einpreßdruck
Reichenberger HDB mehrspindelgedreht mäßig 17,5 37,31 25,7 0,326 Großwild pilzt, hoher Einpreßdruck
Barnes X gepreßt mäßig 16,2 34,16 23,8 0,420 bei Wind Fahnen brechen bei hoher Geschwindigkeit ab, hoher Einpreßdruck, Wirkung schlecht vorhersagbar
Möller MJG CNC-gedreht gut 11,8 31,32 17,3 0,355 alles Wild niedriger Einpreßdruck für große V0

Mehr steht dazu in Lutz Möller Geschoß

Gruß Lutz